Schweizer Katholiken
sind grundsätzlich offen für Religion und Glaube, doch auch sehr kritisch gegenüber
der Kirchenlehre zu Familie und Sexualität. Das geht aus der Umfrage zur Familienpastoral
hervor, die dem Vatikan für die nächste Synode zugestellt wird. An diesem Dienstag
stellte die Schweizer Bischofskonferenz ihre ersten Ergebnisse in Bern vor. Fast 24.000
Menschen haben sich an der Umfrage beteiligt, davon über 90 Prozent Katholiken. Der
Basler Weihbischof Denis Theurillat ist Mitglied im Präsidium der Bischofskonferenz.
Er erläutert gegenüber Radio Vatikan, wie die Schweizer Bischöfe die Ergebnisse aufgenommen
haben.
„Die Schweizer Bischöfe haben mit den Antworten, die aus dieser Umfrage
sich herausstellen, einen wichtigen Auftrag erhalten haben. Wir Bischöfe sind eingeladen,
eine Brücke aufzubauen zwischen der Weltkirche und den Gläubigen in unseren Bistümern.“
Konkret
hat die Umfrage gezeigt, dass die Mehrheit eine kirchliche Anerkennung von wiederverheirateten
Geschiedenen wünscht. Dasselbe gelte auch für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher
Paare oder die Benützung von Verhütungsmitteln. Keine Unterschiede gebe es zwischen
den verschiedenen Sprachregionen oder den Altersgruppen in der Schweiz. Dies ist bemerkenswert,
weil bei politischen Abstimmungen meist sehr unterschiedliche Meinungen in der Schweiz
festzustellen sind, auch bei Katholiken.
„Es geht hier nicht nur um eine
Umfrage für die Gläubigen in unseren Bistümern, es ging auch darum, die Stimme der
Seelsorgerinnen und Seelsorger wahrzunehmen. Ich muss ehrlich sagen, dass sie sich
sehr stark bei dieser Umfrage beteiligt haben, damit sie ihre Gedanken äußern können.
Es ging ihnen vor allem um Barmherzigkeit bei Situationen, die sie als Seelsorger
vorfinden, die nicht konform sind mit der Lehre der Kirche. Die Seelsorger haben uns
ganz klar gesagt, dass es wunderbar wäre, wenn die Kirche immer mehr barmherzig sein
kann, mit der entsprechenden Situation der Menschen.“
Die Umfrage in der
Schweiz hat nicht die Bischofskonferenz direkt, sondern in deren Auftrag das Schweizerische
Pastoralsoziologische Institut (SPI) durchgeführt. Dieses wird von der katholischen
Kirche getragen. Auf Kritik stieß bei einigen, dass der Schweizer Fragebogen nicht
exakt jenem aus dem Vatikan entsprach.