2014-02-01 12:21:06

Syrien: Nichts erreicht in Genf


UNO-Vermittler Lakhdar Brahimi ist enttäuscht über das Ergebnis der Verhandlungen der syrischen Bürgerkriegsparteien in Genf. „Wir haben nichts erreicht“, gestand er nach Abschluß der einwöchigen „Direktgespräche“ von Vertretern der syrischen Regierung und der Opposition. Selbst bei dringenden humanitären Anliegen gebe es keinerlei Fortschritte zu verzeichnen. Brahimi warnte vor einem Ausgreifen des Bürgerkriegs über die syrischen Grenzen hinaus und hoffte auf eine Fortsetzung der Verhandlungen in einer Woche.

Das Genfer Treffen habe auf „erschreckende Weise“ gezeigt, „wie die UNO nicht nur nicht stärker, sondern schwächer geworden ist.“ Das schreibt der Journalist und Ehrenvorsitzende der Grünhelme, Rupert Neudeck, in einem Gastbeitrag für das katholische Hilfswerk missio. „Dass der eigentlich mächtigste Mensch der Erde, Ban Ki Moon, eine souveräne Entscheidung der Weltgemeinschaft - den Iran einzuladen - wieder zurücknehmen musste, war eine Schande“, so Neudeck mit Blick auf die Zusammensetzung der Konferenz. Auch der Vatikan hatte sich für ein Einbeziehen des Iran in die Gespräche eingesetzt. Weiter kritisierte Neudeck, dass das Schicksal der Millionen Flüchtlinge sowie die Traumatisierungen von Kindern kaum Thema gewesen seien.

Der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, Martin Bröckelmann-Simon, sprach in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur von einem viel zu langsamen Prozess. Andererseits sei es „gut, dass beide Seiten weiter miteinander reden wollen“. Die Lage der Flüchtlinge nannte Bröckelmann-Simon dramatisch.

Der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan sprach sich unterdessen für die Errichtung eines säkularen Bundesstaates Syrien aus. „Die Dominanz einer Partei löst das syrische Problem nicht“, sagte der Patriarch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zugleich betonte der im Libanon residierende Geistliche, dass alle internationalen Konferenzen vergeblich seien, „wenn der Kampf um Syrien mit ausländischen Geldern und Dschihadisten geführt“ werde. Der mit Rom verbundene syrisch-katholische Patriarch von Antiochia ist religiöses Oberhaupt für weltweit rund 160.000 Gläubige. Die meisten von ihnen - rund 65.000 - leben in Syrien.

Im Interview mit der Zeitung wies Ignace Youssif III. Darstellungen zurück, wonach Christen das Regime des amtierenden Präsidenten Baschar al-Assad unterstützten. „Wir wollen das Beste für unser Land und das syrische Volk, dem es vergleichsweise gut ging.“ Sicher sei eine „Kurskorrektur“ etwa in den Bereichen Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit nötig, betonte der Patriarch: „Trotzdem sage ich, das politische System in Syrien war nicht so schlimm, dass wir es mit aller Gewalt stürzen müssten.“

(ap/kna/faz/rv 02.01.2014 sk)








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