2014-01-31 13:45:10

Papstpredigt: „Das Sündenbewusstsein nicht verlieren“


Sünden und der Umgang mit ihnen, darum ging es Papst Franziskus an diesem Freitag bei der Morgenmesse in der Casa Santa Marta. Franziskus kritisierte ein fehlendes Sündenbewusstsein bei den meisten Menschen. Ausgehend von der ersten Lesung aus dem Buch Samuel, wo David die schöne Batseba sieht und ihren Mann Urija in den Tod schickt, stellte der Papst fest: „Ehebruch und Mord, das sind schwere Sünden, aber David kümmert das nicht groß“:

„So kann es uns allen ergehen. Wir sind alle Sünder und wir sind alle versucht: Die Versuchung ist unser tägliches Brot. Wenn uns jemand sagen würde: ,Ich wurde nie versucht‘, dem würden wir ja wohl sagen: ,Entweder bist du ein Engel oder du bist ein bisschen verrückt‘. Der Kampf mit dem Teufel gehört zum Leben dazu. Der Teufel gibt keine Ruhe, er will seinen Sieg. Das größte Problem an dieser Bibelstelle sind aber nicht so sehr die Versuchung und die Sünde, der Verstoß gegen das neunte Gebot, sondern vielmehr Davids Reaktion: Er spricht nicht von einer Sünde, sondern von einem Problem, dass er lösen muss. Und das ist ein Zeichen, ein Zeichen dafür, dass das Reich Gottes abnimmt: Wenn das Reich Gottes weniger wird, ist eines der Zeichen dafür, dass man das Sündenbewusstsein verliert.“

An die Stelle des Sündenbewusstseins trete eine „supermächtige, anthropologische Vision“ des „Ich-kann-alles“, formulierte der Papst:

„Die Macht des Menschen an Stelle des Gotteslobes! Das ist unser tägliches Brot. Deshalb müssen wir täglich zu Gott beten, ,Dein Reich komme, Dein Reich wachse‘, denn die Rettung kommt nicht aus unserer Bauernschläue, aus unseren Tricks und unserer Intelligenz im Geschäftsleben. Die Rettung kommt von der Gnade Gottes und aus unserer täglichen Übung für diese Gnade im christlichen Leben.“

„Die größte Sünde heutzutage ist, dass die Menschen ihr Sündenbewusstsein verloren haben“, brachte es Franziskus mit einem Zitat von Pius XII. noch einmal auf den Punkt. Dann wandte er sich wieder der Lesung zu und Urija, dem Mann, der unschuldig in den Tod geschickt wurde:

„Ich gestehe Euch, wenn ich diese Ungerechtigkeiten sehe, diesen menschlichen Hochmut, wenn ich auch die Gefahr sehe, dass mir so etwas passieren könnte, die Gefahr, das Sündenbewusstsein zu verlieren, dann tut es mir gut, mich an die ganzen Urijas unserer Geschichte zu erinnern, an all die, die auch heute noch unter der christlichen Mittelmäßigkeit leiden, wenn wir das Sündenbewusstsein verlieren, wenn wir zulassen, dass das Reich Gottes abnimmt … Das sind die Märtyrer unserer nicht anerkannten Sünden! Es wird uns gut tun, heute für uns zu beten, damit der Herr uns die Gnade gewährt, unser Sündenbewusstsein nicht zu verlieren und damit das Reich Gottes in uns nicht nachlässt. Wir sollten auch eine ,spirituelle Blume‘ zum Grab der Urijas von heute tragen, die die Rechnung zahlen für das Festmahl der Christen, die sich sicher fühlen.“

(rv 31.01.2014 sta)








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