Erzbischof Lackner bittet Papst um Segen für Österreichs Olympioniken
Zum abschließenden
Höhepunkt ihres Ad Limina-Besuches wurden die Österreichischen Bischöfe an diesem
Donnerstagvormittag von Papst Franziskus gemeinsam empfangen. Voran ging noch eine
Audienz der westösterreichischen Bischöfe, angeführt vom neuen Salzburger Erzbischof
Franz Lackner. Gudrun Sailer fragte ihn nach den Inhalten und seinen Eindrücken von
der Begegnung.
„Es war wirklich wunderschön! Es fällt dort leicht zu reden.
Ich war doch ein bisschen nervös, zumal ich erst zwei Wochen Erzbischof von Salzburg
bin und die Gruppe angeführt habe, die Metropolie von Salzburg zu führen, da war ich
etwas nervös, aber das war sofort vorbei. Der Papst ist so entgegenkommend, aufmerksam
und natürlich, die Wahrheit, das zu sagen, was man sagen will, fällt in dieser Umgebung
nicht schwer.“
Um welche Themen ging es denn? Wir sprechen ja von zwei
verschiedenen Audienzen, einer für die westösterreichischen Bischöfe, die andere für
die gesamte österreichische Bischofskonferenz.
„Heute war sehr von
der Lage in den einzelnen Diözesen die Rede. Da haben die Bischöfe ihre Sorgen, ihre
Freuden und ihr Leid dem Papst gesagt. Was sind das für Themen? Die Kirche in Österreich
wird immer kleiner, viele treten aus, es gibt wenige Kinder, der Zuzug ist groß. Die
Kirche wird kleiner. Priestermangel, ein großes Thema, die Laien, die hauptamtlichen
und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche... Wir haben dieses
ganze Feld der Pastoral gut durchgeackert und besprochen. Der Papst hört sehr aufmerksam
zu. Was auffällt ist, dass er sehr von seiner Erfahrung ausgeht. Er sagt, ich weiß
nicht wie es bei euch ist, aber in Argentinien habe ich das so und so erlebt. Und
wir haben gemerkt, auch da gibt es Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten. Und dann hatte
ich noch ein paar persönliche Fragen an den Heiligen Vater.“
Das interessiert
uns natürlich auch!
„Es ist für mich schon eine Herausforderung, diese
neue Aufgabe zu beginnen, und ich habe ihn gefragt, was er mir so als Motto oder Leitmotiv
mit auf den Weg gibt.“
Was denn…?
„Er hat nachgedacht
und mir dann zwei Worte gesagt, auf Italienisch: ,vicinanza' und ,misericordia'. Nähe
und Barmherzigkeit. Beides hat er erklärt. Nähe - die Bischöfe müssen den Geruch der
Herde haben, den Menschen nachgehen. Und Barmherzigkeit - das ist nicht Laxismus,
dass man das Mäntelchen drüberbreitet und auch nicht Rigorismus. Sondern Barmherzigkeit
ist eben Schritt für Schritt dem Menschen nachgehen, mit den Menschen Freud und Leid
zu teilen. Und als Sportbischof habe ich um den besonderen Segen für die Olympiade
gebeten. Ich habe dem Heiligen Vater gesagt, die Österreicher sind keine guten Fußballer,
aber Schifahren, das ist unsere Domäne. Und dann auch den Segen für meine Arbeit,
für die ganze Diözese, und dann habe ich noch gebeten für eine gute Lösung für die
Steiermark.“
Sie meinen die bevorstehende Bischofsernennung in Graz.
„Richtig.
Ich war elf Jahre dort Weihbischof, eine sehr schöne, lehrreiche und interessante
Zeit für mich unter der Führung von Egon Kapellari. Bischof Egon hat ja schon längere
Zeit seinen Rücktritt eingereicht: dass der Heilige Vater uns einen guten Hirten nach
dem Vorbild Jesu Christi schickt.“
2005 waren Sie als Grazer Weihbischof
beim letzten Ad Limina-Besuch der österreichischen Bischöfe dabei, damals mit Papst
Benedikt XVI. Im Nachhinein wurde geschrieben, das was der Papst Ihnen gesagt hat,
sei eine Art hilfreicher Kopfwäsche gewesen. Es war unter anderem davon die Rede,
dass die Ortskirche in Österreich den Gläubigen die volle katholische Lehre anbieten
müsse. Das Klima war also diesmal unter Papst Franziskus ein anderes?
„Ich
habe es damals nicht so erlebt, wie es medial wahrgenommen wurde. Ich kann mich noch
gut erinnern an die Rede der Bischöfe, das war getragen von einer echten Hirtensorge
des Papstes, der mit uns fühlt und auch uns etwas sagen will. Und das erwarten wir
auch vom Heiligen Vater, dass er uns sagt, macht es so, habt Mut, geht voran, also
ich habe das damals nicht so erlebt und ich war damals auch sehr berührt nach dieser
Ansprache von den Worten des Heiligen Vaters. Trotzdem muss ich sagen, es hat sich
etwas verändert in Rom. Der Stil oder ich weiß nicht – es ist eine solche Atmosphäre
des Gemeinsamen. Ich will nicht sagen, dass das früher nicht so war, vielleicht bin
auch ich anders geworden. Ich habe das erlebt in allen Dikasterien, dass hier eine
große Bereitschaft herrscht, aufmerksam zu hören, wie geht es dem Reich Gottes in
Österreich, dass man hier immer gesagt hat, wir stehen bereit, wir wollen helfen,
wir sind eine Servicestelle. Natürlich ist Rom auch die normative Dimension, wo letztendlich
Regeln gemacht werden müssen. Das versteht jeder, der ein bisschen wohlwollend ist
und vom Christsein etwas versteht.“
Herr Erzbischof, Sie sind Franziskaner.
Wie viel Franz von Assisi steckt in Papst Franziskus?
„Ich habe mich
sehr gefreut, als der Papst diesen Namen gewählt hat. Ich hätte bis damals nicht geglaubt,
dass Franziskus ein Papstname ist. Seine Art, wie er sich gibt, wie er auf Menschen
zugeht, wie er hört, wie er sich interessiert, man hat wirklich das Gefühl, was uns
wehtut, tut ihm auch weh. Ich habe ein wenig aus meiner Geschichte erzählt, meine
Eltern, die ein sehr schweres Leben hatten. Das spürt man, das tut ihm auch weh. Und
das ist etwas Franziskanisches. Und was ganz besonders auch an Franziskus erinnert:
Ganz zum Schluss, das hat er uns in der kleinen Gruppe gesagt aber auch noch in der
großen der ganzen Bischofskonferenz, da hat er auf das Gebet hingewiesen, wie wichtig
es für uns ist, dass wir beten, dass wir betende Menschen sind. Da musste ich an das
Wort des Heiligen Franziskus denken, dass er in seinem Testament, also ein Dokument
der letzten Stunde, besonderer Durchsichtigkeit auf Gott hin, dass Franz von Assisi
immer wieder sagt: der Herr hat gegeben. Der Herr hat ihm Brüder gegeben, der Herr
hat ihm einen tiefen Glauben gegeben. Wie er über das Gebet gesprochen hat, diesen
Quelle unseres Lebens und Wirkens, das erinnert sehr an Franziskus. Es hat mich sehr
berührt, mir kamen die Tränen in die Augen.“
Für Ihre Gläubigen zu Hause
in Salzburg: Wenn Sie jemand auf der Straße anspricht und fragt, Herr Erzbischof,
wie war es denn beim Papst? Was werden Sie sagen?
„Ich würde sagen,
es war für mich - gerade am Anfang meiner Zeit als Erzbischof der Erzdiözese Salzburg
- das Mittel der Stärkung, ich hätte fast gesagt Doping…! Nein, das darf man nicht
sagen. Das Mittel, das ich brauche, mit Freude und großer Hoffnung und Zuversicht
zu beginnen. Er interessiert sich, wenn ich von jemandem auf der Straße gefragt werde,
wie es dir da geht, das ist ihm wichtig, und diesen Geruch und diese Stimmung sollen
wir ihm bringen, er möchte das hören. Und er hat eine große Ermutigung ausgesprochen,
voranzugehen, Hoffnung und Freude am Glauben zu haben, und bei den Menschen zu sein.
Ein Wort kommt bei ihm immer wieder vor: Hinaus! Hinaus! Zu den Menschen, wo sie sind.“