2014-01-30 17:15:56

Erzbischof Lackner bittet Papst um Segen für Österreichs Olympioniken


RealAudioMP3 Zum abschließenden Höhepunkt ihres Ad Limina-Besuches wurden die Österreichischen Bischöfe an diesem Donnerstagvormittag von Papst Franziskus gemeinsam empfangen. Voran ging noch eine Audienz der westösterreichischen Bischöfe, angeführt vom neuen Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Gudrun Sailer fragte ihn nach den Inhalten und seinen Eindrücken von der Begegnung.

„Es war wirklich wunderschön! Es fällt dort leicht zu reden. Ich war doch ein bisschen nervös, zumal ich erst zwei Wochen Erzbischof von Salzburg bin und die Gruppe angeführt habe, die Metropolie von Salzburg zu führen, da war ich etwas nervös, aber das war sofort vorbei. Der Papst ist so entgegenkommend, aufmerksam und natürlich, die Wahrheit, das zu sagen, was man sagen will, fällt in dieser Umgebung nicht schwer.“

Um welche Themen ging es denn? Wir sprechen ja von zwei verschiedenen Audienzen, einer für die westösterreichischen Bischöfe, die andere für die gesamte österreichische Bischofskonferenz.

„Heute war sehr von der Lage in den einzelnen Diözesen die Rede. Da haben die Bischöfe ihre Sorgen, ihre Freuden und ihr Leid dem Papst gesagt. Was sind das für Themen? Die Kirche in Österreich wird immer kleiner, viele treten aus, es gibt wenige Kinder, der Zuzug ist groß. Die Kirche wird kleiner. Priestermangel, ein großes Thema, die Laien, die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche... Wir haben dieses ganze Feld der Pastoral gut durchgeackert und besprochen. Der Papst hört sehr aufmerksam zu. Was auffällt ist, dass er sehr von seiner Erfahrung ausgeht. Er sagt, ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber in Argentinien habe ich das so und so erlebt. Und wir haben gemerkt, auch da gibt es Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten. Und dann hatte ich noch ein paar persönliche Fragen an den Heiligen Vater.“

Das interessiert uns natürlich auch!

„Es ist für mich schon eine Herausforderung, diese neue Aufgabe zu beginnen, und ich habe ihn gefragt, was er mir so als Motto oder Leitmotiv mit auf den Weg gibt.“

Was denn…?

„Er hat nachgedacht und mir dann zwei Worte gesagt, auf Italienisch: ,vicinanza' und ,misericordia'. Nähe und Barmherzigkeit. Beides hat er erklärt. Nähe - die Bischöfe müssen den Geruch der Herde haben, den Menschen nachgehen. Und Barmherzigkeit - das ist nicht Laxismus, dass man das Mäntelchen drüberbreitet und auch nicht Rigorismus. Sondern Barmherzigkeit ist eben Schritt für Schritt dem Menschen nachgehen, mit den Menschen Freud und Leid zu teilen. Und als Sportbischof habe ich um den besonderen Segen für die Olympiade gebeten. Ich habe dem Heiligen Vater gesagt, die Österreicher sind keine guten Fußballer, aber Schifahren, das ist unsere Domäne. Und dann auch den Segen für meine Arbeit, für die ganze Diözese, und dann habe ich noch gebeten für eine gute Lösung für die Steiermark.“

Sie meinen die bevorstehende Bischofsernennung in Graz.

„Richtig. Ich war elf Jahre dort Weihbischof, eine sehr schöne, lehrreiche und interessante Zeit für mich unter der Führung von Egon Kapellari. Bischof Egon hat ja schon längere Zeit seinen Rücktritt eingereicht: dass der Heilige Vater uns einen guten Hirten nach dem Vorbild Jesu Christi schickt.“

2005 waren Sie als Grazer Weihbischof beim letzten Ad Limina-Besuch der österreichischen Bischöfe dabei, damals mit Papst Benedikt XVI. Im Nachhinein wurde geschrieben, das was der Papst Ihnen gesagt hat, sei eine Art hilfreicher Kopfwäsche gewesen. Es war unter anderem davon die Rede, dass die Ortskirche in Österreich den Gläubigen die volle katholische Lehre anbieten müsse. Das Klima war also diesmal unter Papst Franziskus ein anderes?

„Ich habe es damals nicht so erlebt, wie es medial wahrgenommen wurde. Ich kann mich noch gut erinnern an die Rede der Bischöfe, das war getragen von einer echten Hirtensorge des Papstes, der mit uns fühlt und auch uns etwas sagen will. Und das erwarten wir auch vom Heiligen Vater, dass er uns sagt, macht es so, habt Mut, geht voran, also ich habe das damals nicht so erlebt und ich war damals auch sehr berührt nach dieser Ansprache von den Worten des Heiligen Vaters. Trotzdem muss ich sagen, es hat sich etwas verändert in Rom. Der Stil oder ich weiß nicht – es ist eine solche Atmosphäre des Gemeinsamen. Ich will nicht sagen, dass das früher nicht so war, vielleicht bin auch ich anders geworden. Ich habe das erlebt in allen Dikasterien, dass hier eine große Bereitschaft herrscht, aufmerksam zu hören, wie geht es dem Reich Gottes in Österreich, dass man hier immer gesagt hat, wir stehen bereit, wir wollen helfen, wir sind eine Servicestelle. Natürlich ist Rom auch die normative Dimension, wo letztendlich Regeln gemacht werden müssen. Das versteht jeder, der ein bisschen wohlwollend ist und vom Christsein etwas versteht.“

Herr Erzbischof, Sie sind Franziskaner. Wie viel Franz von Assisi steckt in Papst Franziskus?

„Ich habe mich sehr gefreut, als der Papst diesen Namen gewählt hat. Ich hätte bis damals nicht geglaubt, dass Franziskus ein Papstname ist. Seine Art, wie er sich gibt, wie er auf Menschen zugeht, wie er hört, wie er sich interessiert, man hat wirklich das Gefühl, was uns wehtut, tut ihm auch weh. Ich habe ein wenig aus meiner Geschichte erzählt, meine Eltern, die ein sehr schweres Leben hatten. Das spürt man, das tut ihm auch weh. Und das ist etwas Franziskanisches. Und was ganz besonders auch an Franziskus erinnert: Ganz zum Schluss, das hat er uns in der kleinen Gruppe gesagt aber auch noch in der großen der ganzen Bischofskonferenz, da hat er auf das Gebet hingewiesen, wie wichtig es für uns ist, dass wir beten, dass wir betende Menschen sind. Da musste ich an das Wort des Heiligen Franziskus denken, dass er in seinem Testament, also ein Dokument der letzten Stunde, besonderer Durchsichtigkeit auf Gott hin, dass Franz von Assisi immer wieder sagt: der Herr hat gegeben. Der Herr hat ihm Brüder gegeben, der Herr hat ihm einen tiefen Glauben gegeben. Wie er über das Gebet gesprochen hat, diesen Quelle unseres Lebens und Wirkens, das erinnert sehr an Franziskus. Es hat mich sehr berührt, mir kamen die Tränen in die Augen.“

Für Ihre Gläubigen zu Hause in Salzburg: Wenn Sie jemand auf der Straße anspricht und fragt, Herr Erzbischof, wie war es denn beim Papst? Was werden Sie sagen?

„Ich würde sagen, es war für mich - gerade am Anfang meiner Zeit als Erzbischof der Erzdiözese Salzburg - das Mittel der Stärkung, ich hätte fast gesagt Doping…! Nein, das darf man nicht sagen. Das Mittel, das ich brauche, mit Freude und großer Hoffnung und Zuversicht zu beginnen. Er interessiert sich, wenn ich von jemandem auf der Straße gefragt werde, wie es dir da geht, das ist ihm wichtig, und diesen Geruch und diese Stimmung sollen wir ihm bringen, er möchte das hören. Und er hat eine große Ermutigung ausgesprochen, voranzugehen, Hoffnung und Freude am Glauben zu haben, und bei den Menschen zu sein. Ein Wort kommt bei ihm immer wieder vor: Hinaus! Hinaus! Zu den Menschen, wo sie sind.“

(rv 30.01.2014 gs)







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