„Wir haben keinerlei Informationen über Pater Dall’Oglio.“ Das sagte der Päpstliche
Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, in einem Interview mit Radio Vatikan.
Der italienische Jesuit Paolo Dall’Oglio, der jahrzehntelang ein Kloster in der Nähe
von Damaskus leitete, ist genau vor sechs Monaten im syrischen Raqqa verschwunden.
Die Gegend wird von islamistischen Milizen kontrolliert. In mehreren Teilen der Welt
finden an diesem Mittwoch Messen und Gebetswachen für Pater Dall’Oglio statt. Nuntius
Zenari weist darauf hin, dass sich außerdem das Verschwinden von zwei Priestern aus
der Nähe von Aleppo bald jährt. In drei Monaten werde es dann ein Jahr her sein, seit
zwei orthodoxe Erzbischöfe aus Aleppo verschleppt wurden. Von ihnen allen gebe es
„leider keine Nachricht“, so der Erzbischof.
Anders verhält es sich nach
seinen Angaben mit zwölf orthodoxen Nonnen, die aus dem christlichen Dorf Maalula
verschleppt worden sind. Die Nachrichten seien „eher beruhigend“, die Ordensfrauen
würden „offenbar gut behandelt“ und hielten sich in einem Haus in der Kleinstadt Abrud
auf. Von Zeit zu Zeit könnten sie mit anderen Ordensfrauen telefonieren und von ihrer
Lage berichten. Insgesamt seien derzeit Hunderte von Menschen in Syrien in der Hand
von Entführern.
Zur Syrien-Friedenskonferenz in Genf meinte der Päpstliche
Nuntius: „Es ist schon etwas, dass die streitenden Parteien überhaupt miteinander
reden.“ Über die Schwierigkeiten bei den Verhandlungen müsse man sich nicht wundern,
die Hindernisse seien „unüberwindbar“. Er hoffe vor allem auf konkrete Fortschritte
im humanitären Bereich. Unter den über 3.000 Menschen, die seit über anderthalb Jahren
in Homs eingeschlossen seien, befänden sich auch etwa sechzig Christen, zusammen mit
einem holländischen Jesuiten. Insgesamt befänden sich in ganz Syrien etwa zweieinhalb
Millionen Menschen in einer ähnlichen Lage, sie bräuchten dringend humanitäre Hilfe.