D: Bischöfe einigen sich auf Zuschuss für „Weltbild"
Die deutschen Bischöfe haben sich bei ihre Sitzung in Würzburg auf ein gemeinsames
Vorgehen zur Unterstützung der insolventen Verlagsgruppe „Weltbild" verständigt. „Die
Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands hat beschlossen, bis zu 65
Millionen Euro im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verlagsgruppe
„Weltbild“ aufzubringen", teilten die Bischöfe am Dienstag in Würzburg mit.
Dies
beziehe sich unter anderem auf die Fortführung des Geschäftsbetriebs der Gesellschaft
und ihrer Töchter sowie gegebenenfalls einer Transfergesellschaft, heißt es. Von den
65 Millionen Euro tragen die Diözesen München und Augsburg den Löwenanteil von 35
Millionen. Über die Anteile anderer Diözesen wurde zunächst nichts bekannt.
Die
Erzdiözese München will 20 Millionen Euro zugunsten des ausgehandelten Finanzierungskonzepts
der „Weltbild"-Beteiligung - eine Kooperation mit der „Deutschen Buch Handels GmbH"
(DBH) und „Hugendubel" - bereitstellen. Die Diözese Augsburg tritt zur Finanzierung
eines Massekredits mit einem Betrag von 15 Millionen Euro für die Verlagsgruppe „Weltbild"
in Vorleistung.
Über die Verwendung der kirchlichen Mittel entscheidet nach
Angaben des Verbands der Diözesen ein aus Mitgliedern des „Weltbild"-Aufsichtsrats
bestehender Ausschuss. Der Münchner Generalvikar Peter Beer steht ihm als Sprecher
der Gesellschafter vor.
Die Bischöfe hatten am Montag im Rahmen ihres turnusmäßigen
Ständigen Rates in Würzburg (Bayern) über das Schicksal des Augsburger Medienkonzerns
beraten, der der zweitgrößte Online-Händler Deutschlands ist. Das Versandhaus hatte
am 10. Januar Insolvenz angemeldet. Die Geschäftsführung hatte von den kirchlichen
Anteilseignern überraschend einen Zuschuss in Höhe von 130 Millionen Euro gefordert
- statt wie bisher 65 Millionen. Die beteiligten Bischöfe hatten diese Forderung abgelehnt.
Der
Münchner Kardinal Reinhard Marx räumte am Montag vor den Mitarbeitern eine Mitverantwortung
der Bischöfe für die Insolvenz von „Weltbild" ein. Sein Augsburger Amtsbruder Konrad
Zdarsa übte dabei auch scharfe Kritik an der Geschäftsleitung von „Weltbild".
Ob
und wie lange die 65 Millionen Euro von den Kirchen genügen, um das Unternehmen über
Wasser zu halten, ist allerdings offen. Weltbild gehörte bis zur Insolvenz zwölf katholischen
Diözesen, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Katholischen Soldatenseelsorge
Berlin. Von der Insolvenz betroffen sind etwa 2.200 Mitarbeiter am Stammsitz in Augsburg.