Italien bittet Vatikan um Rechtshilfe im Fall Scarano
Gegen den ehemaligen vatikanischen Rechnungsprüfer Nunzio Scarano ist ein neuer Antrag
auf Hausarrest gestellt worden. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Dienstag.
Scarano wurde bereits im Juni vergangenen Jahres verhaftet, nachdem er versucht hatte,
20 Millionen Euro Bargeld in einem Privatjet aus der Schweiz nach Italien zu bringen.
Die italienische Finanzpolizei will im Zuge der Ermittlungen gegen den früheren vatikanischen
Rechnungsprüfer nach Medienberichten auch die Räumlichkeiten der Vatikanbank IOR durchsuchen.
Das italienische Justizministerium habe ein entsprechendes Rechtshilfeersuchen an
den Vatikan gerichtet. Es gehe um fingierte Schenkungen einer Offshore-Gesellschaft,
die von Scarano über Konten des vatikanischen Geldinstituts abgewickelt worden sein
sollen, so die Berichte vom Dienstag. Haftbefehle wegen der mutmaßlichen Scheinschenkungen
ergingen auch an den Priester Luigi Noli und den Notar Bruno Frauenfelder, die eng
mit Scarano befreundet seien.
„Alles getan, was man muss“ Die
neue Entwicklung des Falls Scarano sei auch das Ergebnis der Zusammenarbeit des Vatikans
mit den italienischen Behörden, hielt Vatikan-Sprecher Federico Lombardi fest. So
habe der Vatikan auf alle bisherigen Rechtshilfeersuchen der italienischen Seite geantwortet.
Im Übrigen seien Scaranos Konten bei der Vatikanbank bereits seit Juli vergangenen
Jahres eingefroren, erläuterte Lombardi. Ein Sprecher der Vatikanbank bekräftigte
am Dienstag, dass das Geldinstitut „voll kooperiert“ habe und bereits im Juli einen
Bericht über die finanziellen Transaktionen Scaranos in den vergangenen zehn Jahren
an die vatikanische Finanzaufsicht AIF weitergeleitet habe. „Wir haben alles getan,
was man tun muss“, so der Sprecher. Zugleich wies der Sprecher darauf hin, dass die
vatikanische Justiz alle Gelder Scaranos beim IOR seit mehreren Monaten eingefroren
habe. Die vatikanische Finanzaufsichtsbehörde hatte mit ihrem italienischen Pendant
im einen Informationsaustsauch vereinbart.
Scarano, Rechnungsprüfer der vatikanischen
Güterverwaltung Apsa, war im Juni wegen des Verdachts auf Betrug, Korruption und Verleumdung
von der italienischen Polizei festgenommen worden. Daraufhin leitete auch die vatikanische
Justiz Ermittlungen ein und stellte erstmals ein Rechtshilfeersuchen an Italien.