Der emeritierte Kardinal Lubomyr Husar der griechisch-katholischen Kirche hat den
Anspruch des orthodoxen Moskauer Patriarchats auf die Ukraine zurückgewiesen. In einem
Interview der Zeitung „Kommersant“ betonte der Kardinal, die Ukraine sei kein kanonisches
Territorium des Moskauer Patriarchats. Dafür gebe es keine historische Grundlage,
sondern allenfalls bestimmte Umstände.
Bereits das zaristische Russland habe
die Ukraine in der Hand gehabt, so Husar. Als später der Diktator Josef Stalin die
Existenz der orthodoxen Kirche in der Sowjetunion erlaubt habe, seien der russisch-orthodoxen
Kirche weitreichende Rechte zugefallen. Daraufhin habe sie die Ukraine in eine gewisse
Abhängigkeit gebracht. Diese Erweiterung ihres Einflussbereichs bezeichnete der Kardinal
als „künstlich“. Dieser Einfluss sei in einer Zeit entstanden, als Russland ein so
mächtiger Staat gewesen sei, dass keiner sich ihm widersetzen konnte. Nun sei aber
diese Zeit vorbei, betonte Husar.
Er bekräftigte zugleich, dass die griechisch-katholische
Kirche nach wie vor anstrebe, den Status eines Patriarchats in der Ukraine zu erlangen.
Es gebe weiterhin Bemühungen, auch den Vatikan davon zu überzeugen. Aus seiner Sicht
würde das Patriarchat zum Verständnis der inneren Einheit wesentlich beitragen, so
der Kardinal.
Die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche ist mit
heute etwa 5,5 Millionen Mitgliedern die drittgrößte Kirche des Landes. Die Ukraine
hat 46 Millionen Einwohner.