Nach den schweren Krawallen in Kiew fordern ukrainische Kirchen direkte Verhandlungen
zwischen Staatspräsident Viktor Janukowitsch und der Opposition zur Lösung der politischen
Krise. Das Land stecke in der schlimmsten Krise seit seiner Unabhängigkeit 1991, sagte
der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret am Dienstag. Sie sei durch das Fehlen eines
„echten Dialogs zwischen den Konfliktparteien“ verursacht worden. Ähnlich wie Filaret
mahnte auch das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche des Landes, Großerzbischof
Swjatoslaw Schewtschuk, Gewalt sei niemals der Weg, um einen freien Staat zu errichten.
„Blutvergießen wird nie die Herzen versöhnen oder ein positives Ergebnis bringen“,
so Schewtschuk. Er rief die Regierung auf, auf das Volk zu hören und keine Gewalt
oder „Mechanismen der Repression“ gegen es anzuwenden. Zugleich forderte der Großerzbischof
von den seit zwei Monaten in der Hauptstadt demonstrierenden Regierungsgegnern, zu
einer friedlichen Form ihrer Proteste zurückzukehren. Aggression und Wut dürften nicht
die Oberhand gewinnen. Von Richtern verlangte Schewtschuk, keine ungerechten Urteile
zu fällen. Die Ukrainer sollten für den Frieden im Land beten. Filaret forderte
von der Regierung die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommen mit der EU. Die Ablehnung
Janukowitschs, den lange vorbereiteten Vertrag zu unterschreiben, hatte die Proteste
ausgelöst. Der Patriarch kritisierte auch ein vom Staatspräsidenten Ende vergangener
Woche in Kraft gesetztes Gesetzespaket zur Einschränkung des Demonstrationsrechtes. Oppositionsführer
Vitali Klitschko wollte sich am Dienstagnachmittag mit Janukowitsch treffen. Am Montag
kam ein ursprünglich geplantes Vermittlungsgespräch nicht zustande. Seit Beginn der
Straßenschlachten am Sonntag wurden nach Angaben des Innenministeriums allein 119
Sicherheitskräfte verletzt; 80 von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Die Polizei nahm Medienberichten zufolge mindestens 30 Verdächtige fest. (kna 21.01.2014
pr)