Die bayerische Staatsregierung kann sich nach den Worten des Augsburger Oberbürgermeisters
Kurt Gribl vorstellen, „Weltbild“ mit Bürgschaften oder Sicherheiten zu unterstützen.
Dies habe ihm Ministerpräsident Horst Seehofer in einem Gespräch am Mittwoch versichert,
sagte der CSU-Politiker Gribl am Donnerstag. Voraussetzung sei jedoch, dass der Insolvenzverwalter
zukunftsgerichtete Konzepte für den insolventen Medienkonzern vorlege. Zur Bedingung
mache der Freistaat, dass sich auch die 14 Gesellschafter finanziell an der Zukunft
des Unternehmens beteiligten, so Gribl weiter. Das Land werde „nicht in die Rolle
der Kirche schlüpfen und deren Beitrag übernehmen“. Diese Einschränkung sei wichtig
und habe dazu beigetragen, dass in den vergangenen Tagen der Eindruck entstanden sei,
Bayern beteilige sich nicht an der Rettung von „Weltbild“. Grundsätzlich habe das
Unternehmen werthaltige Teile, betonte Gribl. Auch eine komplette Fortführung von
„Weltbild“ sei noch nicht vom Tisch.
Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa
hält es nicht für denkbar, dass die katholische Kirche Eigentümer der Verlagsgruppe
„Weltbild“ bleibt. Sie werde sich aber ihrer sozialen Verantwortung für die von Arbeitslosigkeit
bedrohten Mitarbeiter stellen, sagte Zdarsa am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur.
Eine konkrete Summe wollte der Bischof nicht nennen. Er versicherte aber, seine diözesanen
Gremien hätten „nach hartem Ringen“ über den Umgang mit „Weltbild“ bisher „sehr einmütig
agiert“. Dies werde jetzt auch so sein. Das Bistum Augsburg hatte als erster Gesellschafter
vor Weihnachten eine Liquiditätshilfe in Höhe von 15 Millionen Euro beschlossen. Zugleich
wurde erklärt, man wolle künftig nicht mehr Eigentümer sein.
Bisher befindet
sich Weltbild im Eigentum von zwölf katholischen Bistümern, der Katholischen Soldatenseelsorge
Berlin und dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD). Seit 2008 waren mehrere Verkaufsversuche
und die Überführung des Handelskonzerns in eine Stiftung gescheitert. Vergangenen
Freitag meldete die Geschäftsführung Insolvenz an. Unmittelbar zuvor hatten sich die
Gesellschafter nicht mehr in der Lage gesehen, für die Sanierung des in die roten
Zahlen gerutschten Unternehmens aufzukommen. Als Grund gab der Münchner Generalvikar
und Aufsichtsratschef Peter Beer einen nach Weihnachten plötzlich verdoppelten Kapitalbedarf
an.
Bei einer Betriebsversammlung haben am Mittwoch Arbeitnehmervertreter erklärt,
sie wollten von den Bistümern keine Zahlungen an die Mitarbeiter. Die Kirche solle
sich vielmehr weiter für den Fortbestand des Unternehmens engagieren. Der Betriebsratsvorsitzende
Peter Fitz sieht in der Insolvenz des Unternehmens eine bewusste Entscheidung der
kirchlichen Eigentümer. Er sprach am Donnerstag gar vom „Vorsatz“, den Konzern loswerden
zu wollen. Schon seit langem habe sich die Kirche von „Weltbild“ trennen wollen, doch
sowohl der Verkauf als auch die Überführung in eine Stiftung seien nicht gelungen.
Fitz sprach von „Strömungen in der Kirche, die immer wieder gegen Weltbild gewettert
haben“.
Der Betriebsratschef forderte erneut die kirchlichen Eigentümer auf,
sich weiter für den Erhalt des Medienunternehmens mit 6.800 Mitarbeitern zu engagieren.
Es sei nicht hinnehmbar, dass die Kirche nicht mehr bereit sei, „ein gewisses Risiko
zu tragen“. Die Arbeitnehmervertreter könnten sich bisher nicht erklären, wie die
vermeintliche Verdoppelung der Sanierungskosten zustande gekommen sei, sagte Fitz.