Der Vatikan will zu einer Aussöhnung der Konfliktparteien in Syrien beitragen und
den Dialog zwischen Muslimen und Christen in dem Bürgerkriegsland fördern. Alle religiösen
Glaubensrichtungen, die diesem Ziel verpflichtet seien, könnten mit vatikanischer
Unterstützung rechnen, hieß es in der abschließenden Mitteilung zu einer Syrien-Konferenz,
die am Montag im Vatikan stattgefunden hat. Fachleute aus Kirche und Politik waren
bei dem Studientag hinter verschlossenen Türen anwesend, unter ihnen Mohamed El Baradei,
der frühere Chef der UN-Atomenergiebehörde. Als Voraussetzungen für einen dauerhaften
Frieden in Syrien formulierten die Teilnehmer der vatikanischen Konferenz eine Abfolge
mehrerer Schritte: „Sofortige Einstellung der Gewalt, Beginn des Wiederaufbaus, Dialog
zwischen den Volksgruppen, Bemühungen zur Beilegung aller regionaler Konflikte und
die Teilnahme aller internationalen und globalen Akteure“.
Wichtigster und
erster Schritt sei der sofortige Waffenstillstand und das Einstellen der Gewalt gegen
Kinder. Dies sei ein „humanitärer Imperativ“ und müsse frei von politischen Bedingungen
umgesetzt werden, fordert die Expertenrunde. Damit einhergehen müsse humanitäre Hilfe
und Wiederaufbau, wobei letzterer schon beginnen könne, „bevor alle politischen und
sozialen Fragen beantwortet sind“.
Die Expertenrunde erinnert in ihrer Erklärung
an die zusammenbrechende syrische Wirtschaft und die massive Jugendarbeitslosigkeit.
In dieser „lebendigen Erneuerung” sollten darum gerade junge Menschen, aber auch die
Alten eine wichtige Rolle spielen. Aus dem Grund würden Materialanschaffungen jetzt
„am dringendsten gebraucht, um zu überleben“. Angesichts der komplexen Tradition aus
religiösem, ethnischen und kulturellem Pluralismus in Syrien wolle der Heilige Stuhl
auch den inter-gesellschaftlichen und inter-religiösen Dialog fördern und dazu alle
religiösen Glaubensrichtungen in Syrien unterstützen, versichern die Teilnehmer des
Studientags.
Eine andere Baustelle sehen die Experten in den langwierigen interregionalen
Konflikten im Land. Die bevorstehende „Genf 2“ Konferenz am 22. Januar müsse darum
„breite Teilnahme aller Konfliktparteien innerhalb und außerhalb der Region“ zusichern,
fordert die Expertenrunde weiter. Lobend äußerte sich die Vatikan-Runde zum vorläufigen
Atom-Abkommen zwischen Iran und dem UNO-Weltsicherheitsrat plus Deutschland: Das Abkommen
sei „Zeichen der Hoffnung“ auf Vertrauen und Zusammenarbeit. Von einem Erfolg dieses
Abkommens versprechen sich die Experten eine „vitale Grundlage für anhaltenden Frieden
in Syrien“. Denselben Effekt hätte ein Durchbruch in den fortlaufenden Friedensverhandlungen
zwischen Israel und Palästina.
Schließlich fordert die Runde neue politische
Formen für Syrien, um so Demokratie und Sicherheit der sozialen Gruppen vor Ort zu
ermöglichen. „Das ist aber keine Bedingung für Frieden“, betonen die Experten in ihrer
Erklärung: „Eine politische Transformation wird vielmehr das Einstellen der Gewalt
und die Wiederherstellung von Vertrauen begleiten“. Die Experten erinnern an Papst
Franziskus´ Friedensgebet im September des vergangenen Jahres: „Lasst euren Egoismus
zurück, der euer Herz verhärtet, besiegt die Gleichgültigkeit, die euer Herz unempfindlich
für andere macht und öffnet euch für den Dialog und die Aussöhnung.“