2014-01-13 13:33:38

Vatikan zu Syrien: „Als erstes Stopp der Gewalt“


RealAudioMP3 An diesem Montag treffen sich beim Studientag unter dem Titel „Syrien: Kann man gleichgültig bleiben?“ Experten im Vatikan, um über Lösungen des Konflikts in Syrien zu beraten. Die Päpstliche Akademie für Wissenschaften organisiert das nicht öffentliche Treffen in den vatikanischen Gärten, zu dem u.a. Mohamed El Baradei, der frühere Chef der UNO-Atombehörde und andere Vertreter der internationalen Politik eingeladen wurden.

Der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, spricht ein Grußwort. Als Beobachter des Treffens sind unter anderem der frühere Päpstliche Haustheologe Kardinal Georges Cottier, der chaldäische Bischof von Aleppo und Leiter der Caritas Syrien, Antoine Audo, sowie der ständige Vatikanbeobachter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, dabei. Radio Vatikan hat vorab mit Tomasi über die heikle Lage in Syrien gesprochen:

„Die Suche nach Frieden im Nahen Osten ist ein langwieriger Einsatz für die internationale Gemeinschaft. Der Krieg in Syrien und die Explosion der Konflikte im Irak und anderswo verlangen von uns, dass wir unsere Kräfte verstärken um dem Leiden und der Gewalt von Million Menschen ein Ende zu machen. Die Situation ist sehr komplex, da sich strategische Interessen großer Länder wie Russland und der USA überlagern; hinzu kommt das Rennen um die politisch-religiöse Führung zwischen Iran und Saudi-Arabien.“

Doch das ist längst nicht alles: zu Bedenken sind auch die Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten sowie die Lage der Christen in der Region, die einfach nur überleben wollen, ergänzt Tomasi. Beim Studientag in der Casina Pio IV. soll erörtert werden, wie ein Waffenstillstand erreicht werden kann und wie sich Hilfskorridore schaffen lassen. Weitere Themen: Die Stärkung des interreligiösen Dialogs, ein Ende der Christenverfolgung, Wege für Wahlen in Syrien sowie die Eindämmung des Menschenhandels und der Prostitution. Ganz schön viel also, was da auf der Agenda steht. Erzbischof Tomasi:

„Der erste, dringende Schritt ist es, die laufende Gewalt zu stoppen. Papst Franziskus hat klar und deutlich seine Stimme für einen gerechten Frieden im Nahen Osten erhoben, den er in Kürze ja auch selbst besuchen wird. Auf seine Anregung hin hat die Päpstliche Akademie der Wissenschaften dann dieses Treffen einberufen. Experten und Persönlichkeiten aus dem religiösen Bereich überlegen hier gemeinsam, wie wir praktische Hilfestellungen für die Syrien-Konferenz der Vereinten Nationen geben können, die am 22. Januar in Genf abgehalten werden soll und bei der alle politisch involvierten Parteien an einen Tisch kommen sollen.“

Einsatz für Frieden auf allen Ebenen
Nicht nur die Päpstliche Akademie der Wissenschaften ist aktiv, um den Frieden in der Region voranzubringen, erzählt Tomasi: Der Ökumenische Rat der Kirchen organisiert in diesen Tagen –vom 16. bis zum 17. Januar – ebenfalls ein Treffen. Muslimische und christliche Führungspersönlichkeiten beraten dann, wie sie die Politiker beim Friedensprozess unterstützen können. Zudem wollen sie ein erneutes Zeichen dafür setzen, dass Frieden dringend nötig ist angesichts der Tatsache, dass mittlerweile schon Millionen Kinder, Frauen und Männer – und unter ihnen jede Menge Zivilisten – Opfer des blutigen Konflikts geworden sind. Auch bei den Vereinten Nationen bringt sich der Vatikan immer wieder für Frieden in Syrien ein. Tomasi:

„Die Mission des Heiligen Stuhls in Genf hat sich zur Syrien-Frage geäußert und tut dies weiterhin. Sie setzt sich für Respekt und Gleichheit aller Bürger ein und für die Wahrung der Menschenrechte durch den Staat. Es sind nicht die ethnische Abstammung oder die religiöse Einstellung einzelner, die über Rechte und Pflichten bestimmen, sondern vielmehr der Respekt vor dem menschlichen Wesen. Wenn wir diesen Weg der Gleichheit aller weiterverfolgen, wird es langfristig möglich sein, Frieden und Zusammenarbeit im Nahen Osten zu schaffen.“

Und was steht sonst noch so an bei der UNO in Genf? Viel, berichtet der ständige Vatikanbeobachter bei den Vereinten Nationen:

„2014 wird ein sehr arbeitsreiches Jahr: Sei es für die ganz normale Arbeit des Rats für die Menschenrechte, sei es für die Konferenz zur Entwaffnung oder für die humanitären Notlagen durch die aktuellen Konflikte in Afrika und im Nahen Osten. Hinzu kommen immer mehr Flüchtlinge, beispielsweise aus der Republik Zentralafrika oder dem Südsudan. Die Präsenz des Heiligen Stuhls in Genf ist bei all dem so ein bisschen die Stimme des Gewissens. Ganz klar Priorität hat die Suche nach Frieden – denn ohne Frieden sind wirtschaftliche Entwicklung und ein normales und konstruktives Leben unmöglich.“

(rv/or 13.01.2014 sta)








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