Der koptisch-orthodoxe Papst Tawadros II. hat an die Ägypter appelliert, beim Referendum
am 14./15. Januar mit „Ja“ für den Entwurf der neuen Verfassung zu stimmen. Eine solche
Entscheidung werde ein Segen für Ägypten und ein „wesentlicher Schritt in eine gute
Zukunft des Landes“ sein, so der Patriarch laut der Stiftung „Pro Oriente“. Derweil
werden weiterhin gewalttätige Zusammenstöße mit den Muslimbrüdern gemeldet. Am Freitag
sollen in verschiedenen Städten mindesten drei Menschen getötet und acht verletzt
worden sein, als sie gegen den neuen Verfassungsentwurf protestierten.
Das
Referendum am 14./15. Januar ist bereits das dritte Verfassungsreferendum seit dem
Sturz von Hosni Mubarak. Im März 2011 wurde den Bürgern eine „Verfassungserklärung“
des damals herrschenden Militärrates vorgelegt, mit der der Übergang in die Demokratie
geregelt werden sollte. Die darauffolgenden ersten freien Wahlen brachten 2012 die
islamistische Muslimbruderschaft an die Macht. Der neue Präsident Mohammed Mursi setzte
eine umstrittene neue Verfassung mit islamistischen Elementen durch. Die Zustimmung
war begrenzt. Da bei der Volksabstimmung im Dezember 2012 keine Mindestbeteiligung
vorgeschrieben war, reichten 64 Prozent Ja-Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von nur
33 Prozent für die Annahme dieses Grundgesetzes. Im Juli des Vorjahres stürzte dann
das Militär den zunehmend unpopulären Mursi nach großen Massenprotesten. Seitdem herrscht
das Militär indirekt. Der Oberkommandierende und starke Mann im Land, Abd-el-fattah
al-Sisi, ernannte eine Übergangsregierung. Eine vom Militär abgesegnete Expertenkommission
legte Ende des Vorjahres den Entwurf jener Verfassung vor, über den die Bürger nun
abstimmen sollen.