Heilig Land-Reise: Mit Franziskus kommt ein „Freund der Juden“
Die Heilig Land-Reise
des Papstes steht unter guten Vorzeichen, was den Dialog zwischen Christen und Juden
betrifft. Das denkt Kardinal Walter Kasper, der emeritierte Präsident des Päpstlichen
Einheitsrates. Franziskus habe in dieser Hinsicht schon viel anzubieten, sagte Kasper
jetzt im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Seit dem Konzil sind sehr viele Freundschaften
zwischen Juden und Christen entstanden, und diese Freundschaften hatten uns auch geholfen,
die Bibel neu aus ihrem ursprünglichen Kontext heraus zu verstehen. Besonders wichtig
ist, dass der Papst dieses Mal von einem argentinischen Rabbi, Abraham Skorka, begleitet
wird, mit der ihn schon seit seiner Zeit in Buenos Aires eine tiefe persönliche Freundschaft
verbindet – auch das ein Zeichen dafür, dass sehr Vieles bereits auf dem Weg ist seit
dem Zweiten Vatikanischen Konzil.“
Die gute Beziehung des argentinischen
Papstes zu Vertretern des Judentums unterstrich in diesen Tagen auch der israelische
Botschafter am Heiligen Stuhl, Zion Evrony: „Papst Franziskus ist ein großer Freund,
und ich bin sicher, dass sein Besuch in Israel die Beziehungen zwischen Israel und
dem Heiligen Stuhl stärken wird“, sagte Evrony laut einem Pressebericht. Dass sich
der Papst von einem Rabbiner ins Heilige Land begleiten lässt und dort den orthodoxen
Patriarchen von Konstantinopel treffen will, wertet Valeria Martano von der römischen
Basisgemeinschaft Sant’Egidio als „Weichenstellung“. Kasper erinnert mit Blick auf
das christlich-jüdische Verhältnis an einen Meilenstein im Dialog:
„Im
nächsten Jahr 2015 sind es 50 Jahre seit dem entscheidenden Dokument ,Nostra Aetate‘
(1965) des Zweiten Vatikanischen Konzils, wo wir nach einer sehr schwierigen, komplexen
Geschichte zwischen Juden und Christen ein neues Blatt der gegenseitigen Beziehung
aufgeschlagen haben. Diese Versöhnung ist vor allem für uns Deutsche nach der Katastrophe
des Holocaust bzw. der Shoah besonders wichtig.“
Franziskus pflegte bereits
in seiner Zeit in Buenos Aires gute Kontakte zu Vertretern des Judentums. Er wird
der erste Papst in Israel sein, der die nationalsozialistische Schreckensherrschaft
nicht aus eigenem Erleben kennt.
Kasper: Reise von „hoher religiöser
und politischer Bedeutung“ Insgesamt misst Kasper der Reise des Papstes
ins Heilige Land vom 24.-26. Mai eine „hohe religiöse und politische Bedeutung“ zu.
Franziskus wandle auf den Spuren seiner Vorgänger, erinnert der Kardinal:
„Wallfahrten
ins Heilige Land gehören zum Christentum von Anfang an. Dort ist Abraham gewesen,
dort haben die Propheten gelebt, dort war die Urgemeinde, dort hat Jesus gewirkt und
ist er gestorben, und dort haben die Apostel uns die Frohe Botschaft gebracht. Seit
Papst Paul VI. sind alle Päpste ins Heilige Land gereist, sie wollten in die Fußstapfen
Jesu und der Apostel treten. Papst Franziskus ist das ein besonderes Anliegen, er
will zurück zu den apostolischen Ursprüngen, zur apostolischen Einheit und Schlichtheit.
Schon der Heilige Franziskus von Assisi hat versucht, ins Heilige Land zu kommen.
Und seither sind die Stätten im Heiligen Land ja der Sorge der Franziskaner anvertraut.“
Offizieller
Anlass der Papstreise ins Heilige Land ist die Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen
Bartholomaios I. von Konstantinopel. Franziskus hatte das Reisedatum am 50. Jahrestag
der historischen Zusammenkunft von Paul VI. und Bartholomaios‘ Vorgänger in Jerusalem
bekanntgegeben. Es war die erste Begegnung eines Papstes mit einem Ökumenischen Patriarchen
seit dem Morgenländischen Schisma von 1054 gewesen. Kasper erinnert sich gut an diesen
historischen Moment:
„Damals ist Papst Paul VI. dem Patriarchen Athenagoras
begegnet, sie haben sich umarmt und haben damit das ökumenische Gespräch und die ökumenische
Annäherung zwischen den beiden Kirchen nach langer, langer Trennung wieder aufgenommen.
Dieses Mal soll in der Grabeskirche – oder wie die Orthodoxen sagen: ,Auferstehungskirche‘
– ein ökumenischer Gottesdienst stattfinden, denn in Jerusalem finden wir (…) die
ganze Breite der ökumenischen Wirklichkeit, die sich zu diesem ökumenischen Gottesdienst
in dieser hochbedeutsamen Kirche versammeln wird.“
Neben den griechisch-orthodoxen
sind in Jerusalem auch die altorientalischen Christen – die Armenier und Kopten –zu
finden, neben Anglikanern, Lutheranern sowie den lateinischen als auch orientalischen
katholischen Christen, die in voller Gemeinschaft mit Rom stehen. Kasper sieht die
Papstreise auch als Ermutigung für die Christen im Nahen Osten:
„Der Besuch
im Heiligen Land wird ein Signal für den Frieden im Nahen Osten sein, für die Versöhnung
der zerstrittenen Gruppen. Wir kennen diesen blutigen und tragischen Konflikt aus
den Berichten des Fernsehens und der Medien sehr genau. Was diesem Papst ein besonderes
Anliegen ist, das ist deutlich geworden in der eindrucksvollen Gebetsnacht für den
Frieden in Syrien: Der Papst will Liebe, Zusammenarbeit, Versöhnung und Verständnis
und Frieden stiften. Vor allem leiden ja unter diesem Konflikt die Christen im Vorderen
Orient: Sie sind eine Minderheit, geraten zwischen die Fronten. Die Gefahr ist, dass
immer mehr Christen aus diesen christlichen Ursprungsländern fliehen. (…) Wir haben
allen Grund, diese Reise des Papstes mit unserem Gebet zu begleiten und damit den
Christen und den Menschen in dieser geplagten Region Trost und Mut zu machen.“
Etappen
der Papst-Reise sind die jordanische Hauptstadt Amman, Bethlehem und Jerusalem. Der
Papst wird in Amman in Jordanien landen, wo ein Abendessen mit einigen syrischen Flüchtlingen
geplant ist. Mit dem Hubschrauber wird er am nächsten Morgen nach Bethlehem fliegen,
das den Palästinenserbehörden unterstellt ist. Dort wird das katholische Kirchenoberhaupt
eine Messe feiern. Am Nachmittag folgt die Weiterreise nach Tel Aviv, wo Präsident
Shimon Peres den Papst begrüßen wird. (rv/kap 10.01.2014 pr)