2014-01-10 12:02:22

Glück: „Statt aktiver Sterbehilfe mehr Palliativ-Angebote“


RealAudioMP3 Sterbehilfe schon für Kinder? Was in Belgien gerade Normalität wird, will Alois Glück für Deutschland verhindern. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken hat große Vorbehalte gegen aktive Sterbehilfe. Die ist zwar in Deutschland offiziell verboten, erlaubt ist bislang aber die „gewerbliche und die organisatorische Vermittlung von Sterbehilfe“. Wo ist denn da der Unterschied?, fragte das Kölner Domradio Glück.

„Der Unterschied liegt darin, dass sich Organisationen gegründet haben. Wir haben die Situation in der Schweiz, wir haben sie auch in Belgien, wir haben sie aber auch schon in Deutschland, etwa mit einem Verein in Hamburg. Dort wird organisiert geworben für entsprechende Angebote dieser Organisationen für die Beihilfe (zum Selbstmord). Daraus entsteht natürlich eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, die im hohen Maße bedenklich ist, denn wenn das zulässig wird oder gar Standard würde, dann entstehen daraus enorme Drucksituationen auf Menschen. Es geht auch um die Rolle der Ärzte in dem Zusammenhang.“

Eine ganz andere Frage sei es, „wenn sich der einzelne Mensch dafür entscheidet“, so Alois Glück:

„Dann gebietet der Respekt, wenn er ganz persönlich diesen Weg gehen will, hier nicht mit dem Strafrecht zu reagieren. Das ist das, was Minister Gröhe dann auch so formuliert hat. In der letzten Legislaturperiode des Deutschen Bundestages gab es einen Gesetzentwurf. Es gab eine sehr kontroverse Debatte und es kam zu keiner Verabschiedung, was letztlich auch gut war, und damit ist das Thema jetzt wieder aktuell für einen neuen Bundestag.“

Der neue Berliner Gesundheitsminister Hermann Gröhe, bisher CDU-Generalsekretär, will ins Gesetz hineinschreiben lassen, dass man mit den Ängsten der Menschen vor dem Sterben kein Geschäft machen dürfe. Generell aber soll Selbsttötung – oder der Versuch dazu – straffrei bleiben, weil es menschliche Dramen gebe, vor denen das Strafrecht zu Recht schweige, so Gröhe gegenüber rp-online. Alois Glück stimmt dem Minister zu:

„Das Strafrecht sollte schweigen in dem Bereich, wo es um diesen ganz persönlichen, etwa familiären Bereich geht. Wir haben heute auch kirchlich eine andere Einstellung, etwa zur Frage des Suizids. Es liegt die Zeit nicht zu lang zurück, wo beispielsweise Selbstmörder nicht kirchlich beerdigt wurden. Aber es ist eine ganz andere Frage, wenn dann organisierte Formen in der Gesellschaft entstehen und sich damit auch gesellschaftliche Normen verändern, an deren Schluss (gerade unter den Aspekten der Auswirkungen der demografischen Entwicklung) Drucksituationen auf Menschen entstehen, die nicht akzeptiert werden können.“

Verschiedene Prominente wie Fritz J. Raddatz oder Udo Reiter setzen sich für aktive Sterbehilfe auch in Deutschland ein. Jedes Jahr würden von den Krankenkassen auch 100.000 Abtreibungen bezahlt. „Warum soll es bei der Sterbehilfe nicht so gehen?“, fragte der ehemalige MDR-Intendant Reiter, der nach einem Autounfall seit 1966 querschnittsgelähmt ist. Glück wirbt für einen ganz anderen Weg:

„Reagieren müssen wir mit positiven Angeboten. Deswegen genügt es nämlich sowohl für die Kirchen wie für die Politik nicht, diese Entwicklung abzulehnen. Das noch Wichtigere ist dann, die heutigen Möglichkeiten der Palliativmedizin in der Hospizbegleitung allen Menschen zugänglich zu machen. Die große Zustimmung auch bei Umfragen zur sogenannten aktiven Sterbehilfe kommt aus den Ängsten der Menschen vor einem langen schmerzvollen Weg, womöglich in Einsamkeit. Wir haben heute die Möglichkeit, mit der Palliativmedizin in den allerallermeisten Fällen einen weitgehend schmerzfreien Weg zu ermöglichen. Diese Menschen brauchen die Zuwendung durch Hospizbegleitung. Das ist jetzt die besondere Bringschuld, nicht nur in den Krankenhäusern. Dort gibt es Gott sei Dank eine gewisse Entwicklung in der Palliativmedizin, aber da ist noch viel innere Korrektur in der Medizin notwendig...“

(domradio/rp-online 10.01.2014 sk)







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