2014-01-01 10:50:18

Silvesterpredigt von Franziskus: Mehr Menschlichkeit und Selbstkritik


RealAudioMP3 Papst Franziskus hat in seiner Silvesterpredigt am Dienstagabend an Roms Bürger appelliert, mehr Solidarität mit Armen, Flüchtlingen und anderen Notleidenden zu zeigen. Im Petersdom kritisierte Franziskus eine Haltung von Einheimischen und Touristen, die sozialen Probleme der Stadt auszublenden.

„Rom ist eine Stadt von einzigartiger Schönheit. Die spirituellen und kulturellen Schätze dieser Stadt sind außerordentlich. Aber in Rom gibt es auch sehr viele Menschen, die von materieller und moralischer Armut gezeichnet sind, unglückliche, leidende Menschen, die das Gewissen eines jeden Bürgers der Stadt anrufen. In Rom spüren wir diesen Kontrast zwischen der majestätischen Umgebung voller künstlerischer Schönheit und dem sozialen Unbehagen derer, die es schwer haben, wohl noch stärker als anderswo.“

Franziskus machte diesen Kontrast an konkreten Beispielen deutlich:

„Rom ist voller Touristen, aber auch voller Flüchtlinge. Es ist voller Leute, die arbeiten, aber auch voll mit Leuten, die keine Arbeit finden oder für ihre Arbeit viel zu wenig verdienen, zum Teil üben sie auch würdelose Arbeiten aus. Aber alle haben das Recht, mit der gleichen Freundlichkeit aufgenommen zu werden, und alle müssen gleich behandelt werden: Denn jeder von ihnen trägt die Würde des Menschen in sich.“

Franziskus rief die Gläubigen zum Jahresabschluss zudem dazu auf, das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen und sich selbstkritisch zu fragen, wie viel Zeit jeder von uns für seine Mitmenschen und für das Gebet aufgewendet habe. Jeder Moment des Lebens habe endgültigen Charakter, und die Antwort, die ein Mensch Gott heute gebe, sei prägend für die Zukunft, so Franziskus. Die Bibel und das Christentum verstünden die Zeit nicht als Wiederkehr des Immergleichen, sondern als Weg zur Vollendung, betonte der Papst:

„Was werden wir im neuen Jahr tun, wie werden wir handeln, um unsere Stadt ein kleines bisschen besser zu machen? Das Rom des neuen Jahres wird ein noch schöneres Gesicht haben, wenn es noch menschlicher und gastfreundlicher ist, wenn wir alle auf die achten, die in Schwierigkeiten sind, und wenn wir großzügig sind. Wenn wir mit konstruktiver und gemeinschaftlicher Gesinnung zusammenarbeiten, zum Wohle aller.“

Franziskus lud weiterhin alle dazu ein, das Jahr des Herrn 2013 mit zwei Dingen zu beschließen: Mit Dank und der Bitte um Vergebung. Zum Abschluss der Vesper im Petersdom erklang das „Te Deum“, der traditionelle lateinische Lobgesang der katholischen Kirche. Anschließend begab sich der Papst zur Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz und verweilte dort einige Momente, während die Musikkapelle der Schweizergarde Weihnachtslieder spielte. „Kompliment, ihr wart tüchtig“, bedankte sich Franziskus bei den Mitarbeitern der technischen Dienste, die das Ensemble von 16 fast lebensgroßen Figuren im neapolitanischen Stil aufgebaut hatten.

Die Krippe auf dem Petersplatz
Die diesjährige Krippe ist ein Geschenk von Neapels Kardinal Crescenzio Sepe. Die Hirten der Weihnachtsszene tragen eine süditalienische Tracht des 18. Jahrhunderts. Das biblische Geschehen ist in das Umland Neapels verlegt. Die Stadt am Vesuv ist weltberühmt für ihre Krippenkunst. Das Motto der Krippe lautet „Franziskus 1223 - Franziskus 2013“. Es spielt auf die erste szenische Darstellung der Geburt Christi an, die der heilige Franziskus im Jahr 1223 im italienischen Greccio mit lebenden Menschen und Tieren inszenierte. Die Figur des Ordensgründers hatte Papst Franziskus nach eigenem Bekunden zur Wahl seines Namens inspiriert.

Papst Franziskus gilt als großer Freund von Weihnachtskrippen. In seiner Heimatstadt Buenos Aires förderte er als Erzbischof die Inszenierung von „lebenden Krippen“. Mitwirkende waren teils behinderte Kindern und Jugendliche.

(rv/kna 01.01.2014 sta)








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