Silvesterpredigt von Franziskus: Mehr Menschlichkeit und Selbstkritik
Papst Franziskus hat
in seiner Silvesterpredigt am Dienstagabend an Roms Bürger appelliert, mehr Solidarität
mit Armen, Flüchtlingen und anderen Notleidenden zu zeigen. Im Petersdom kritisierte
Franziskus eine Haltung von Einheimischen und Touristen, die sozialen Probleme der
Stadt auszublenden.
„Rom ist eine Stadt von einzigartiger Schönheit. Die
spirituellen und kulturellen Schätze dieser Stadt sind außerordentlich. Aber in Rom
gibt es auch sehr viele Menschen, die von materieller und moralischer Armut gezeichnet
sind, unglückliche, leidende Menschen, die das Gewissen eines jeden Bürgers der Stadt
anrufen. In Rom spüren wir diesen Kontrast zwischen der majestätischen Umgebung voller
künstlerischer Schönheit und dem sozialen Unbehagen derer, die es schwer haben, wohl
noch stärker als anderswo.“
Franziskus machte diesen Kontrast an konkreten
Beispielen deutlich:
„Rom ist voller Touristen, aber auch voller Flüchtlinge.
Es ist voller Leute, die arbeiten, aber auch voll mit Leuten, die keine Arbeit finden
oder für ihre Arbeit viel zu wenig verdienen, zum Teil üben sie auch würdelose Arbeiten
aus. Aber alle haben das Recht, mit der gleichen Freundlichkeit aufgenommen zu werden,
und alle müssen gleich behandelt werden: Denn jeder von ihnen trägt die Würde des
Menschen in sich.“
Franziskus rief die Gläubigen zum Jahresabschluss zudem
dazu auf, das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen und sich selbstkritisch
zu fragen, wie viel Zeit jeder von uns für seine Mitmenschen und für das Gebet aufgewendet
habe. Jeder Moment des Lebens habe endgültigen Charakter, und die Antwort, die ein
Mensch Gott heute gebe, sei prägend für die Zukunft, so Franziskus. Die Bibel und
das Christentum verstünden die Zeit nicht als Wiederkehr des Immergleichen, sondern
als Weg zur Vollendung, betonte der Papst:
„Was werden wir im neuen Jahr
tun, wie werden wir handeln, um unsere Stadt ein kleines bisschen besser zu machen?
Das Rom des neuen Jahres wird ein noch schöneres Gesicht haben, wenn es noch menschlicher
und gastfreundlicher ist, wenn wir alle auf die achten, die in Schwierigkeiten sind,
und wenn wir großzügig sind. Wenn wir mit konstruktiver und gemeinschaftlicher Gesinnung
zusammenarbeiten, zum Wohle aller.“
Franziskus lud weiterhin alle dazu
ein, das Jahr des Herrn 2013 mit zwei Dingen zu beschließen: Mit Dank und der Bitte
um Vergebung. Zum Abschluss der Vesper im Petersdom erklang das „Te Deum“, der traditionelle
lateinische Lobgesang der katholischen Kirche. Anschließend begab sich der Papst zur
Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz und verweilte dort einige Momente, während die
Musikkapelle der Schweizergarde Weihnachtslieder spielte. „Kompliment, ihr wart tüchtig“,
bedankte sich Franziskus bei den Mitarbeitern der technischen Dienste, die das Ensemble
von 16 fast lebensgroßen Figuren im neapolitanischen Stil aufgebaut hatten.
Die
Krippe auf dem Petersplatz Die diesjährige Krippe ist ein Geschenk von Neapels
Kardinal Crescenzio Sepe. Die Hirten der Weihnachtsszene tragen eine süditalienische
Tracht des 18. Jahrhunderts. Das biblische Geschehen ist in das Umland Neapels verlegt.
Die Stadt am Vesuv ist weltberühmt für ihre Krippenkunst. Das Motto der Krippe lautet
„Franziskus 1223 - Franziskus 2013“. Es spielt auf die erste szenische Darstellung
der Geburt Christi an, die der heilige Franziskus im Jahr 1223 im italienischen Greccio
mit lebenden Menschen und Tieren inszenierte. Die Figur des Ordensgründers hatte Papst
Franziskus nach eigenem Bekunden zur Wahl seines Namens inspiriert.
Papst
Franziskus gilt als großer Freund von Weihnachtskrippen. In seiner Heimatstadt Buenos
Aires förderte er als Erzbischof die Inszenierung von „lebenden Krippen“. Mitwirkende
waren teils behinderte Kindern und Jugendliche.