2014-01-01 14:22:02

Mehr Solidarität, Zivilcourage und Diskussionsfreude für 2014


Mehr Solidarität und Zivilcourage, mehr Diskussionsfreude und Unterscheidungsvermögen – dazu haben Kirchenvertreter aus Deutschland und Österreich zum Jahreswechsel aufgerufen. Hier eine Zusammenfassung.

Erzbischof Robert Zollitsch hat die Christen zur weltweiten Solidarität aufgerufen. Häufig bestimmten auch heute Hass, Gewalt und Unterdrückung die Atmosphäre eines Landes; Kriege zwängen zur Migration. „Und leider müssen wir auch in unserem Land immer wieder erleben, dass Aggression, Zerstörung und Feindseligkeit das Bild unserer Städte und Gemeinden prägen“, schreibt Zollitsch in einem Beitrag zum Weltfriedenstag. Ihn begeht die katholische Kirche immer am 1. Januar. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz will „den Fokus darauf lenken, was ein versöhntes und friedliches Miteinander fördert und stärkt“. Notwendig sei eine „Globalisierung der Brüderlichkeit“ als Gegenmodell zu einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx mahnte eine neue Debattenkultur in der Kirche an. Gleichzeitig erteilte der Erzbischof in seiner Silvesterpredigt Forderungen nach Uniformität eine Absage. „Wir brauchen einen geistlichen Austausch und den Mut, verschiedene Meinungen miteinander in Verbindung zu bringen“, sagte Marx. Die Zeichen der Zeit seien im Lichte des Evangeliums zu lesen. „Wir dürfen uns nicht einmauern und in einen Häuserkampf begeben, um die vermeintlich feindliche Welt abzuwehren, sondern wir sollen das Evangelium neu zum Strahlen bringen.“ Er habe den Eindruck, „dass wir uns auf Dinge konzentrieren, die am Rande liegen“, erklärte der Erzbischof von München und Freising im Münchner Liebfrauendom weiter. Papst Franziskus indes wolle, dass die Kirche den Kern des Glaubens, die Menschwerdung und die Auferstehung Christi in den Mittelpunkt stelle.

Für den Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen wird im Jahr 2014 eine Schlüsselfrage sein, „wie wir die Botschaft des Evangeliums authentisch leben und als Kirche überzeugend auftreten.“ Dies sagte Algermissen beim traditionellen Neujahrsempfang. „Wir müssen herausfinden, wie wir mehr Barmherzigkeit mit den Menschen zeigen und bezeugen können, die in einer Welt voller Brüche und Widersprüche leben.“ Misstrauen gegenüber dem kirchlichen Amt und den kirchlichen Strukturen seien Alarmzeichen, so der Bischof. Misstrauen hebe Vertrauen auf, und ohne Vertrauen könne keine Glaubensverkündigung gelinge. Vor mehr als 100 Vertretern aus Kirche und Gesellschaft sagte Algermissen: „Tatsächlich brauchen wir neue Wege der Nähe und müssen viel deutlicher an die Ränder gehen, um die Menschen dort zu finden, wo sie sind.“

Zu einem verstärkten Einsatz gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit ruft der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, auf. Intoleranz und Gewalt, egal ob von rechts oder links, seien „nicht vereinbar mit den grundlegenden Werten unseres menschlichen Zusammenlebens und unserer Demokratie“, sagte Feige am Mittwoch in einem Neujahrsgottesdienst in Magdeburg. Eigens ging der Bischof auf einen am 18. Januar in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt geplanten Nazi-Aufmarsch ein und rief zu zivilem Protest gegen die Veranstaltung auf: „Lassen Sie uns gemeinsam danach suchen, wie wir unmenschliche Grenzen überschreiten, trennende Mauern schleifen und versöhnende Brücken bauen können.“

Mehr Mitmenschlichkeit fordert Feige auch gegenüber Flüchtlingen, die nach Sachsen-Anhalt kommen. Obwohl sie oft Schreckliches hinter sich hätten, würden hierzulande nur selten als Mitmenschen, als „Schwestern und Brüder“ aufgenommen. An die Politik richtete der Bischof den Appel, Tendenzen der Abschottung entgegenzutreten und Flüchtlingen nicht zu unterstellen, die Sozialsysteme ausnutzen zu wollen.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat in seiner Silvesterpredigt vor Vorverurteilungen des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst gewarnt. Dabei kritisierte Hanke die „Eindeutigkeit kirchlicher Stimmen, die schon vor dem Abschlussbericht der Untersuchungskommission öffentlich das Urteil gefällt haben, der Bischof könne keinesfalls zurückkehren“. Die Kirche müsse Kontrastgesellschaft sein, indem sie andere Maßstäbe in Betracht ziehe, als etwa bei einem in den Medien oder bei einer Wahl durchgefallenen Vorsitzenden einer Partei.
Österreich steht angesichts kommender Herausforderungen vor einer „Reifeprüfung“, ob die dort vorfindbare „Kultur des Miteinander und des Füreinander“ krisenfest ist. Das hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner TV-Ansprache betont, die am Silvesterabend in ORF 2 ausgestrahlt wurde. Mit seinen Neujahrswünschen an die Österreicherinnen und Österreicher verband der Wiener Erzbischof die „große Hoffnung, dass diese Kultur des Füreinander, die unser Land geprägt hat, auch in Zukunft stärker sein wird als alles, was unsere Zukunft auch bedrohen kann“. Wohlstand, ein gutes Gesundheitswesen und ein gutes soziales Klima seien keine Selbstverständlichkeiten, erinnerte Schönborn. Als aktuelle „Sorgenzeichen“ nannte der Kardinal die wachsende Armut z.B. von Alleinerziehenden oder Mindestpensionisten, das sinkende Realeinkommen und unsichere Arbeitsplätze.

Vor bedenklichen Entwicklungen bei familienpolitischen und bioethischen Fragen warnte der St. Pöltner Bischof Klaus Küng in seiner Silvesterpredigt. Es sei „symptomatisch“ für die Gegenwart, „dass trotz größten Wohlstands die wirtschaftlichen Fragen überall dominant sind“, so der in der Bischofskonferenz u.a. für die Agenden Familien und Lebensschutz zuständige Bischof am Dienstagnachmittag im St. Pöltner Dom. Auf mehrfache, „erschreckende“ Weise habe das Jahr 2013 außerdem gezeigt, dass sich die Einstellung zum Leben in Europa immer wieder einer „Kultur des Todes“ nähere. Kritik übte der Bischof hier an dem im EU-Parlament knapp abgewiesenen „Estrela-Bericht“, dessen Ziel eines EU-weiten Rechts auf Abtreibung laut Küng „schwerwiegende Folgen“ für christliche Ärzte und Pflegepersonal gehabt hätte. Als „erschütternd“ wertete er weiter die Befürwortung des Suizids Minderjähriger in Belgien.

Persönlichkeitsentwicklung, Befähigung zur Liebe und auch Vermittlung des christlichen Glaubens finde vor allem in der Familie statt, betonte Bischof Küng. Diese Aspekte würden wohl auch im Zentrum der von Papst Franziskus einberufenen Synode zum Thema Familie im Oktober 2014 stehen. Die Familie auf Grundlage der Ehe zwischen Mann und Frau solle verteidigt und die kirchliche Verkündigung insofern verbessert werden, dass junge Paare Zugang zum Ehesakrament und zur Gründung einer christlichen Ehe bekämen, so der Familienbischof. Zudem werde man sich auch mit der Sorge um geschiedene und wiederverheiratet geschiedene Gläubige beschäftigen.

(kna/kap 01.01.2014 pr)








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