Etwa sechs Millionen
Euro hat die katholische Kirche in Deutschland bisher an die Opfer von Missbrauchsfällen
gezahlt. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Insgesamt seien rund 1.300 Anträge
auf Entschädigung bei der Koordinierungsstelle der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)
gestellt worden. In den allermeisten Fällen habe die Expertenstelle eine Geldzahlung
empfohlen, die über die jeweiligen Bistümer oder Orden erfolge, sagte ein Sprecher
der DBK. Im Durchschnitt flossen pro bewilligtem Fall rund 5.000 Euro, wie die Umfrage
der Nachrichtenagentur ergab.
Situation in den einzelnen Bistümer Die
Bistümer Mainz, Speyer und Trier haben bislang mindestens 665.000
Euro an Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche gezahlt. Insgesamt 113 Antragsteller
seien bis dato entschädigt worden, ergab eine Umfrage der Deutschen Nachrichtenagentur.
Im Erzbistum München und Freising wurden bei 36 Anträgen bislang in 26 Fällen
insgesamt 134.000 Euro ausgezahlt. Daneben wurden Therapie- und Fahrtkosten übernommen
in Höhe von etwas mehr als 32.000 Euro. Das Erzbistum Paderborn überwies bisher
297.500 Euro Entschädigungen. Hinzu kämen 21.500 Euro für Therapiekosten, sagte ein
Bistumssprecher. Das Bistum Limburg, das sich auch über Teile von Rheinland-Pfalz
erstreckt, hat nach früheren Angaben mindestens 91.000 Euro an Entschädigungen bezahlt.
28 Anträge wurden gestellt. In 24 Fällen davon seien Zahlungen geleistet worden. Das
Bistum Limburg machte zur neuen Umfrage jedoch keine Angaben zur Zahl der Verdachtsfälle
von sexuellem Missbrauch. Im Erzbistum Berlin bekamen bislang zwölf Opfer Geld:
Insgesamt 53.000 Euro. Angaben zu den einzelnen Summen machte ein Sprecher nicht.
13 Personen hätten Anträge gestellt. Das Bistum Fulda entschädigte alle bekannten
Opfer nach Angaben von Anfang Januar 2013 mit mindestens 37.500 Euro.
Antragsflut
vorbei Als die katholische Kirche in Deutschland im März 2011 mit „materiellen
Leistungen in Anerkennung des Leids der Opfer“ begann, türmten sich zunächst die Anträge
- nun ist die Antragsflut vorbei. „Die Zahl der Anträge ist massiv zurückgegangen“,
sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan
Ackermann. Dennoch: „Natürlich gibt es noch aktuelle Fälle. Das Problem bleibt.“ Aber
es sei „kein Vergleich zu dem, was wir vor zwei, drei Jahren hatten.“ Die deutschen
Bischöfe hatten Ackermann Anfang 2010 mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals
betraut. Er sehe seine Aufgaben nahezu als abgearbeitet an, sagte er: Eine Telefon-Hotline
für Opfer, Entschädigungszahlungen, ein umfassendes Präventionskonzept und überarbeitete
Leitlinien. Nun stehe noch die wissenschaftliche Aufarbeitung des Skandals aus. Nachdem
die Zusammenarbeit mit dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer Anfang 2013
gescheitert war, solle das Forschungsprojekt in einem zweiten Anlauf Anfang 2014 „unter
Dach und Fach“ sein, sagte Bischof Ackermann.
Situation in Österreich In
Österreich wurden mit Stand November 1.381 Meldungen von Betroffenen von Missbrauch
und Gewalt im Bereich der katholischen Kirche Österreichs an die eingesetzte Opferschutzanwaltschaft
laut deren Vorsitzender Waltraud Klasnic herangetragen. Auch in Österreich erfolgten
die meisten Meldungen 2010 und 2011.