Deutsche Bischöfesprachen über Frieden, Asyl und Prostitution
Die deutschen Bischöfe
haben zu Weihnachten über militärische Konflikte, Kirchenaustritte und Fragen der
Sexualität in den Christmetten gesprochen. Die Freude über Weihnachten wird nach den
Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch,
getrübt dadurch, „dass es in unserer Welt so viele Menschen gibt, die Gewalt ausgesetzt
sind“. In seiner Weihnachtspredigt im Freiburger Münster sagte Erzbischof Zollitsch
am Mittwoch: „Wir sind herausgefordert, zu helfen: Flüchtlingen Heimat zu geben, um
Frieden zu beten, zur Versöhnung beizutragen, die Freiheit des Anderen zu achten.“
Weihnachten sei „das Fest der Liebe und des Friedens“. Der Münchner Kardinal Reinhard
Marx hat mehr Mitgefühl mit den Flüchtlingen in aller Welt angemahnt. Die christliche
Botschaft der Nächstenliebe müsse achtsam machen „für die Verletzungen und Wunden,
für die Armen und für jene, die, wie es Papst Franziskus ausdrückt, an der Grenze
leben“, sagte Marx am Heiligen Abend bei der Christmette in der Münchner Frauenkirche.
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat an Weihnachten die Christen aufgerufen,
sich nicht mit den Nöten in der Welt abzufinden. Gerade sie hätten den Auftrag, ihre
Stimme zu erheben und sich einzumischen gegen Unrecht und Menschenverachtung, sagte
Bode in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Osnabrücker Dom. Der Ruhrbischof
Franz-Josef Overbeck hat zu eine größere Hinwendung zu den Armen gefordert.
Viele Familien, Alleinerziehende, Jugendliche ohne Bildungsabschlüsse sowie alleinstehende
alte Menschen gehörten „zu den Verlierern unseres Lebenssystems. Deren Armut schreit
zum Himmel“, sagte er in der Christmette an Heiligabend im Essener Dom.
Kinderarmut
und Einsatz für den Glauben Der Aachener Bischof Mussinghoff hob
in seiner Weihnachtspredigt die weltweite Kinderarmut und das Schicksal der Flüchtlinge
hervor. Auch „mitten unter uns“ müssten Kinder hungern, frieren, auf der Straße leben
und würden zur Prostitution missbraucht. Mussinghoff kritisierte vor allem die europäische
Flüchtlingspolitik. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat Christen
ermutigt, über den Glauben zu sprechen. Geredet werde über alles Mögliche, sagte Becker
in seiner Predigt am Dienstag in Paderborn. „Aber es kommt kaum noch durch, was wir
der Welt schuldig sind, wir, die Christen: dass wir für Gott einstehen!“, erklärte
Becker. Von Weihnachten könne man jedoch nicht reden, ohne von Gott zu reden. Weihnachten
ist nach Worten des Münsteraner Bischof Felix Genn die Herbergssuche Gottes
bei den Menschen. Weil Gott sein Herz an den Menschen verloren habe, wage er den Schritt
und werde ein Kind in einer armen Krippe, sagte Genn in seiner Weihnachtspredigt in
Münster.
Gegen Ausbeutung – für Dialog Der Hamburger Erzbischof
Werner Thissen hat in seiner Weihnachtspredigt Prostitution scharf verurteilt.
„Das ist moderne Sklaverei“, sagte er in der Christmette an Heiligabend im Hamburger
Sankt Marien-Dom. Prostitution widerspreche der Würde des Menschen, so Thissen. Deshalb
unterstütze er politische Überlegungen, Menschenhandel und Zwangsprostitution einzudämmen,
um betroffenen Frauen besser zu schützen. Die momentane Rechtslage fördere das Geschäftsmodell
Prostitution und den Menschenhandel mit jungen Frauen aus armen Ländern wie Bulgarien
oder Rumänien. Thissen wies darauf hin, dass es in Deutschland mehrere hundert Ermittlungsverfahren
wegen Menschenhandels aufgrund sexueller Ausbeutung gibt. Der Hamburger Weihbischof
Hans-Jochen Jaschke hat zu Weihnachten die Religionen ermahnt, ihrer Rolle
als Friedensstifter nachzukommen. „Wir erschrecken über religiösen Fanatismus, über
Gewalt und menschenverachtenden Terror im Gewand der Religion: im Nahen und Mittleren
Osten, in Ländern Afrikas. Gerade hier müssen sich die Religionen als Friedensmächte
bewähren“, sagte Jaschke in Hamburg. Die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden
müsse ins Herz jeder wahrhaftigen Religion treffen. Besonders müsse sie Christen,
Muslime und Juden bewegen.
„Gott die Ehre geben“ „Wer aus
eigenen Kräften in dieser Welt das Paradies herstellen will, macht aus ihr eine Hölle“,
sagte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in seiner Weihnachtspredigt.
Im Gottesdienst der Christnacht in der Hildesheimer Basilika St. Godehard mahnte Trelle,
Gott wieder den Vorrang zu geben. „Der Friede auf dieser Erde hängt davon ab, dass
zunächst Gott die Ehre gegeben wird“, sagte der Bischof mit Blick auf das Lied der
Engel, mit dem sie den Hirten auf den Feldern von Bethlehem die Geburt Jesu verkündet
haben. Erst nach dem „Gloria in excelsis Deo – Ehre sei Gott in der Höhe“ sei darin
die Rede vom Frieden auf Erden. Der große Irrtum vieler Menschen sei es, zu glauben,
man könne Himmel und Erde trennen.