2013-12-19 13:52:00

Österreich: Papst legt Latte für die Kirche hoch


RealAudioMP3 Papst Franziskus stellt die Kirche auf radikale Weise vor die Frage, ob sie genug für die Armen lebt: Das hat Kardinal Christoph Schönborn am Mittwochabend bei der traditionellen Adventbegegnung mit Mitarbeitern des ORF im Wiener Franziskanerkloster erklärt. Der Wiener Erzbischof belegte seine Aussage mit einem Zitat aus Evangelii Gaudium, wo es heißt: ,Jede beliebige Gemeinschaft in der Kirche, die beansprucht, in ihrer Ruhe zu verharren, ohne sich kreativ darum zu kümmern und wirksam daran mitzuarbeiten, dass die Armen in Würde leben können und niemand ausgeschlossen wird, läuft die Gefahr der Auflösung, auch wenn sie über soziale Themen spricht und die Regierungen kritisiert. Sie wird schließlich leicht in einer mit religiösen Übungen, unfruchtbaren Versammlungen und leeren Reden heuchlerisch verborgenen spirituellen Weltlichkeit untergehen.' (EG, 207).

„Das ist eine Sprache, die man nicht in Päpstlichen Lehrschreiben gewohnt war. Der Papst legt die Latte sehr hoch, denn diese Worte kann man nicht als Rhetorik zur Seite schieben. Reden über soziale Themen und das Kritisieren der Regierung reichen nicht. Es stellt sich wirklich die Frage: Leben wir in ausreichendem Maß mit und für die Armen?

So der Wiener Erzbischof vor den über 150 anwesenden Journalisten. In seinem apostolischen Schreiben mahne der Papst auch die europäische Gesellschaft, etwa ihre Ängste vor Migranten und Flüchtlingen zu überwinden: Eine großherzige Öffnung zerstöre laut Franziskus nicht die eigene Identität, sondern schaffe neue kulturelle Synthesen, wie dies etwa in Lateinamerika zu beobachten sei. Zu dieser Großherzigkeit und zur Ausrichtung auf die Armen rufe der Papst auch durch seine Taten und Gesten auf, auf denen seine mediale Stärke beruhe, so der Wiener Erzbischof.

„Diese Gesten sind bei ihm nicht aufgesetzt um irgendeinen medialen Effekt zu erheischen, sondern sie entsprechen einer inneren Selbstverständlichkeit, der er sich auch mit großer Kraft und Entschiedenheit bedingt. Der Papst macht es einfach. Er ist ein großer Entscheider. Das wird sicher auch noch manche Überraschungen geben.“

Viel zuhören und sich beraten lassen und dann entscheiden, das sieht Schoenborn als eine Stärke des Papstes. Herausfordernd und unbequem sei Franziskus mit der Wahl der Flüchtlingsinsel Lampedusa als Ziel seiner ersten Reise gewesen und mit der ständigen Verwendung eines bescheidenen Fahrzeugs, was etwa beim Weltjugendtag in Rio de Janeiro deutlich sichtbar gewesen sei, führte Schönborn weiter aus.


Rücktritt von Benedikt XVI: „geschichtlicher Einschnitt“
Rückblickend auf das Jahr 2013, hob Schönborn die Rücktrittserklärung von Papst Benedikt XVI. am 11. Februar als „geschichtlichen Einschnitt“ hervor, der erst den Boden für das Geschehen des Konklaves bereitet habe. „Dieser Schritt eines Papstes, der sagte 'Die Aufgaben sind groß, doch ich habe nicht mehr die Kraft für sie', war eine große Überraschung für uns alle. Dieser Akt hat erst jene Dynamik ausgelöst, die zur Wahl von Papst Franziskus geführt hat.“

Nach der Papstwahl im März sei er selbst „happy, beschwingt, beglückt" gewesen, gestand der Kardinal. Unglaublich sei, wie dieses Ereignis die Menschen weltweit berührt habe, wobei die Medien eine wichtige Rolle als Vermittler gespielt hätten. Er sei erfreut darüber, dass in Folge auch über den Weltjugendtag, der die Vitalität der lateinamerikanischen Kirche gezeigt habe, „deutlich ausgiebiger als in früheren Jahren“ berichtet worden sei.

(kap 19.12.2013 sta)








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