Kurienkardinal Leonardo Sandri ist ausgesprochen besorgt, dass dem Christentum in
Syrien das Ende bevorstehen könnte. Bei einer Filmvorführung in Rom am Dienstagabend
zitierte Sandri aus einer Email des Kustoden des Heiligen Landes, Pater Pierbattista
Pizzaballa. Danach ist der Norden Syriens „immer mehr in der Hand von extremistischen
Rebellengruppen, die in ihrem „Emirat“ keine Nichtmuslime dulden wollen“. Rebellen
hätten die Priester „in den letzten christlichen Dörfern der Euphrat-Region“ angewiesen,
„alle Kreuze verschwinden zu lassen, keine Glocken zu läuten und alle Statuen zu zerstören“.
Christliche Frauen sollten in der Öffentlichkeit künftig „Gesicht und Haare bedecken”.
Würde diesen Vorgaben nicht gehorcht, dann werde auch gegen die Christen das Scharia-Recht
angewandt.
Kardinal Sandri kritisierte in seiner Ansprache auch den sogenannten
„Krieg gegen den Terrorismus“. „Einige seiner Allianzen haben vielleicht nur wirtschaftliche
Erfordernisse berücksichtigt, ohne zu überlegen, ob in einigen Ländern das fundamentalistische
Denken ins Gewicht fällt“, so der Kardinal wörtlich. Mit Blick auf den Krieg in Syrien
sprach er von einem „menschlichen Notfall“. Dieser zeige sich „auf diabolische Weise
am Einsatz von chemischen Waffen“. Sandri wörtlich: „Wurde dieses Abgleiten in den
Gebrauch von tödlichen Waffen nicht auch durch eine wissenschaftlich-technische Forschung
möglich, die keine Grenzen sieht und die sich, vor allem bei uns im Westen, selbst
feiert?“ Er lobte das syrische Regime ausdrücklich dafür, „dass es mit der Hilfe mehrerer
Länder der Zerstörung seines ganzen chemischen Waffenarsenals zugestimmt hat“: Das
„hat eine der Gefahren für die Stabilität in der Region beendet“. Der argentinische
Kardinal Sandri leitet die vatikanische Kongregation für die Ostkirchen.