Kardinal Christoph
Schönborn von Wien hat kein Verständnis für Pauschalkritik an Österreichs neuer Bundesregierung.
„Lassen wir die Regierung arbeiten“, mahnte der Wiener Erzbischof, der auch Vorsitzender
der Österreichischen Bischofskonferenz ist, am Wochenende im Gespräch mit der katholischen
Nachrichtenagentur „Kathpress“. In Wien hat eben die erneuerte Große Koalition aus
Sozialdemokraten (SPÖ) und Volkspartei (ÖVP) ihr Programm präsentiert.
Ein
„Politiker-Bashing“ ist nach den Worten Schönborns genauso müßig wie das „Kirchen-Bashing“.
Dies sei zwar „alles sehr beliebt, aber kein Zeichen der Mitverantwortung“. Jede Bürgerin
und jeder Bürger trage als Teil der Gesellschaft Mitverantwortung. „Die Regierenden
brauchen uns“, betonte er. Bloß auf die Regierung zu schimpfen sei „das Einfachste,
aber auch das Unfruchtbarste“. Die erneut von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) geführte
Regierungskoalition verdiene es, dass man ihr „Gottes Segen und eine gute Arbeit wünscht“
und ihren Ministern „zumindest mit so viel Wohlwollen begegnet, dass man sie nicht
von vornherein zu Versagern erklärt“.
Kritisch räumte der Kardinal zugleich
ein, dass die neue Regierung dem Thema Generationengerechtigkeit im Koalitionsvertrag
zu wenig Platz einräume. Seit dem Kabinett des konservativen ÖVP-Bundeskanzlers Wolfgang
Schüssel (2000-2007) habe „keine Regierung wirklich mutig und energisch diese Frage
aufgeworfen“. Dabei sei es dringend notwendig, das Thema zu forcieren. Denn wo die
Frage der Generationengerechtigkeit nicht angegangen werde, so der Episkopats-Vorsitzende,
„wird es noch heikler“.
Seine österreichischen Landsleute lud der Kardinal
dazu ein, ihr Land nicht schlechter zu machen, als es sei. Die Frage gelte nicht nur
der neuen Regierung, „die wir fußfrei in der ersten Reihe kommentieren und dabei Daumen
drehen“, sondern wirklich allen: „Glauben wir an diese Land? Glauben wir, dass es
ein Privileg ist, in einem so guten Land leben zu dürfen, und tun wir das Unsre, damit
unser Land ein gutes, lebendiges und liebenswertes Land bleibt? Das ist meine Botschaft
nicht an die neue Bundesregierung, sondern an uns alle im Neuen Jahr.“