Der Außenminister von Nicaragua, Samuel Santos, hat sich mit dem neuen vatikanischen
Staatssekretär Pietro Parolin zu einem ausführlichen Gespräch getroffen. Bei der fünfzigminütigen
Unterredung im Vatikan sprachen der Politiker und der Erzbischof über die Lage in
Nicaragua. Parolin war bis zu seiner Berufung nach Rom Apostolischer Nuntius in Venezuela
und kennt von daher Latein- und Mittelamerika gut. In dem Gespräch ging es nach Angaben
der Regierungssprecherin in Managua auch um die Themen Ehe und Familie. Die sandinistische
Regierungsmehrheit in Nicaragua hat vor ein paar Tagen eine Verfassungsreform im Kongress
durchgesetzt, die von den Bischöfen Nicaraguas scharf kritisiert wird. Sie gibt unter
anderem dem derzeitigen Präsidenten Daniel Ortega die Möglichkeit, unbegrenzt oft
für eine Wiederwahl zu kandidieren. Wird sie nächstes Jahr ein weiteres Mal vom Parlament
beschlossen, tritt sie in Kraft. Die Bischöfe warnen „vor dem Etablieren einer absoluten
Macht, die von einer einzigen Person oder Partei in dynastischer Form ausgeübt wird,
oder durch eine politisch-wirtschaftliche Oligarchie“.