2013-12-06 11:04:49

Syrien: Besorgnis und Ratlosigkeit


RealAudioMP3 Das Los der entführten Nonnen von Maalula ist immer noch ungewiss. Bewaffnete hatten die zwölf griechisch-orthodoxen Schwestern am 2. Dezember aus ihrem Kloster in dem berühmten christlichen Dorf nördlich von Damaskus verschleppt; die syrische Zeitung al-Watan spekuliert, Rebellen wollten die Nonnen als „menschliche Schutzschilde“ einsetzen. Am Mittwoch hatte auch Papst Franziskus öffentlich zum Gebet für die Entführten aufgerufen. Der Apostolische Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Leider haben wir keine Nachrichten von ihnen. Ich stehe in dieser Angelegenheit im Kontakt mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchat hier in Damaskus. Am 3. Dezember abends konnte die Oberin dieser Schwestern aus Maalula kurz mit einem Priester des Patriarchats sprechen und sagen, dass es ihnen gut gehe. Die Schwestern waren ,zum Gehen gezwungen' worden; ich muss das so formulieren, weil man noch nicht klarer weiß, wie man das Vorgefallene definieren soll.“

Es sei „möglich“, dass die Nonnen sich jetzt in dem Dorf Jabrud 20 km nördlich von Damaskus aufhielten, so Erzbischof Zenari. Die Bewaffneten hätten sie offenbar angewiesen, sich in dieses Dorf zu begeben, das in der Region Kalamun liegt. Dort toben in den letzten Wochen heftige Kämpfe zwischen Rebellen und Armee. Ob die Nonnen wirklich, wie eine Zeitung behauptet, in Jabrud als „menschliche Schutzschilde“ herhalten sollen?

„Das könnte sein, aber es ist schwer zu sagen, wozu diese Aktion dienen soll, man weiß das noch nicht. Und genau das macht einen etwas unruhig: nicht zu wissen, worauf diese hässliche Tat hinauslaufen soll. Auch wenn das etwas anders abgelaufen ist, lässt die Angelegenheit doch an die zwei orthodoxen Bischöfe von Aleppo denken, von denen man auch sieben Monate nach ihrer Entführung nichts weiß, und an die drei Priester, von denen man ebenfalls nichts mehr gehört hat... Der Papst hat gut daran getan, in seinem Appell auch an die Entführten zu erinnern, denn es sind Hunderte, die einfach verschwunden sind oder verschleppt wurden, und von denen man gar nichts weiß – ob sie in der Hand von Kriminellen sind, oder ob es da um politische Ziele gehen mag.“

Die Vertreibung, Verschleppung, Entführung oder was auch immer der Ordensfrauen von Maalula – diesem Dorf, dessen christliche Einwohner noch den aramäischen Dialekt Jesu sprechen – hat viele Syrer verstört, nicht nur Christen.

„Die Tatsache, dass diese Nonnen mit Gewalt, mit der Waffe in der Hand, gezwungen wurden, das Kloster zu verlassen, in dem sie hatten bleiben wollen, um in diesem alten christlichen Dorf ein Zeugnis zu geben – einem Dorf, das eine Perle für alle Syrer ist – das hat natürlich große Trauer ausgelöst. Wenn man das dann in Zusammenhang setzt mit anderen Vorfällen der letzten Wochen, bei denen ebenfalls vor allem die Christen als Zielscheibe von extremistischen Gruppen erschienen, dann kann man nur besorgt sein – nicht nur um die Christen besorgt: Soweit ich sehe, gibt es bei allen Syrern, ganz gleich welcher Religion, eine starke Reaktion, und auch bei den Behörden. Die Syrer hätten nicht gedacht, dass dieser Konflikt einmal diesen Punkt erreichen könnte. Es hatte doch in Syrien immer eine exemplarische Koexistenz zwischen den verschiedenen Religionen und Bekenntnissen gegeben.“

Mittlerweile haben sich mutmaßliche Entführer der zwölf Ordensfrauen aus Maalula gemeldet. Wie eine libanesische Tageszeitung „Daily Star“ berichtet, fordert die Rebellengruppe für eine Freilassung der Nonnen die Befreiung von 1.000 Frauen aus syrischen Gefängnissen. Die Geiseln seien an einem sicheren Ort.

(rv 06.12.2013 sk)








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