Ein katholischer Klassiker,
sorgsam renoviert und in frischer Aufmachung: Das neue Gotteslob wird am ersten Advent
in Deutschland, Österreich und Südtirol eingeführt. Wir schauen uns das Gebet- und
Gesangbuch deutscher Sprache bei unserem heutigen Radio-Vatikan-Buchtipp jetzt schon
einmal genauer an.
Alte Lieder, neue Lieder, Ökumene und: Was ist ein
Beichtstuhl?
Als Vorsitzender der Unterkommission „Gemeinsames Gebet-
und Gesangbuch“ ist Bischof Friedhelm Hofmann mit dem Buch und den Hintergründen dazu
bestens vertraut. Stefanie Stahlhofen hat sich mit ihm unterhalten und wollte wissen:
Was unterscheidet das neue vom alten Gotteslob?
„Es ist in drei große Bereiche
eingeteilt: Gesänge, Texte und Liturgie. Wir haben in dieses Gotteslob nicht nur lateinische
Passsagen wieder aufgenommen, sondern vor allem viele alte Lieder, die Jahrzehnte
überdauert haben und dazu auch eine ganze Reihe neues geistliches Liedgut. Wir haben
auch darauf geachtet, dass ökumenische Lieder hineinkommen, so dass auch andere Konfessionen
mitsingen können. Es enthält viele Tagzeitenliturgien, Andachten, Wortgottesdienste,
was es in der Form im alten Gotteslob nicht gab. Wir haben aber versucht, über das
liturgische Buch hinauszugehen, sodass dieses neue Gotteslob auch als Hausbuch gewertet
wird. So haben wir zum Beispiel kleine häusliche Feiern einbezogen: Wie feiere ich
den Heiligen Abend zu Hause? Wie gehe ich mit dem Sterben eines lieben Menschen um?
Welche Gebete stehen mir da zur Hand? So haben wir versucht, das ganze Buch zu weiten
und dem heutigen Menschen Hilfen an die Hand zu geben, damit er bestimmte Ausdrücke
und Begriffe neu entdecken kann. Da gibt es etwa ein Glossar, das an den Anfang gestellt
ist. Zum Beispiel: Warum nehme ich Weihwasser? Was ist mir der Kniebeuge? Was ist
ein Beichtstuhl? Was bedeutet Patenschaft in der Kirche? Das alles kann man im Buch
nachschauen und man bekommt dann Hilfen.“
Brücken bauen zu Gott: „Viele
wissen nicht mehr, was in der Kirche gelehrt wird“
Haben denn die Gläubigen
von heute weniger Wissen über die Religion als früher oder soll das neue Gotteslob
mehr „können“ als das alte?
„Das alte Gotteslob ist hoch zu schätzen. Wir
haben jetzt bei der Erarbeitung auch entdeckt, wie gut es ist. Aber wir gehen davon
aus, dass viele Leute den Kontakt zur Kirche verlieren. Das sehen Sie ja schon alleine
am Gottesdienstbesuch. Viele Besucher wissen nicht mehr, was in der Kirche gelehrt
und geglaubt wird. Von daher müssen Hilfen gegeben werden. Wenn zum Beispiel junge
Eltern ihr Kind zur Erstkommunion schicken, aber selber nicht mehr christlich praktizieren
und auch nicht mehr Bescheid wissen, dann sollen sie die Möglichkeit haben, sich zu
informieren. Das heißt, das Gotteslob ist missionarisch angelegt. Es will die Leute
gewinnen und ihnen helfen zu verstehen und Brücken bauen im Gebet zu Gott zu finden.“
Das
neue Gotteslob ist ein Gebetsbuch, es ersetzt nicht den Katechismus Sie
haben erwähnt, dass es im neuen Gotteslob auch Erklärungen gibt, zu den Sakramenten
beispielsweise. Haben Sie da auch kritische Punkte aufgegriffen, wie etwa die Debatte
zum Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen und der Zulassung zum Sakrament der
Kommunion?
„Das Gotteslob ist kein Glaubenskompendium, sondern ein Handbuch
zum Glauben. In dem Buch kann nicht der ganze Katechismus vorkommen. Es kann auch
nicht die ganze Lehre der Kirche vorkommen. Deshalb ist das nicht so. Wir haben aber
im Beichtspiegel, der in drei unterschiedlichen Intentionen abgedruckt ist, das ein
oder andere Problem der jetzigen Zeit auch betont. Aber das Gebetbuch ersetzt nicht
den Katechismus.“
Was ist Ihr persönliches Lieblingslied oder Gebet aus
dem neuen Gotteslob?
„Das ist ein Lied, das schon im alten Gotteslob drin
war: ,Eine neue Stadt ersteht, die vom Himmel niedergeht.’ Weil ich mich mit der Eschatologie
sehr auseinandersetze und ich immer sage: ,Wer den Blick auf den Himmel verliert,
wird den Boden unter den Füßen verlieren.’ Das ist meine Einstellung und insofern
schaue ich auch auf das uns verheißene himmlische Jerusalem und denke alle Schwierigkeiten
dieser Zeit, werden aufgelöst werden in die Vollendung des Himmels. Das ist die Grundbotschaft,
die wir den Menschen auch heute bei allen Schwierigkeiten geben können.“
Hier
gibt es das neue Gotteslob
Gemeinsame Herausgeber des Gesangs- und Gebetsbuches
sind die Deutsche Bischofskonferenz, die Österreichische Bischofskonferenz und der
Bischof von Bozen-Brixen. Wer sich jetzt für das neue Gotteslob interessiert und schon
mal einen Blick hineinwerfen möchte: Die Standardausgabe des neuen Gotteslobs kostet
weniger als 20 Euro und ist ab Anfang Dezember in den meisten Buchhandlungen erhältlich
– wie uns Bischof Hofmann versicherte übrigens auch in den Diözesen, die zum ersten
Advent noch nicht mit dem neuen Gotteslob beliefert werden konnten. Neben der Standardversion
gibt es im Buchhandel auch eine Schmuckausgabe und eine Extra-Großdruck-Ausgabe; auch
verschiedene blindengerechte Versionen des neuen Gotteslobes sind erhältlich.