Vatikan schickt Ärzte und Therapien für syrische Flüchtlingskinder
Der Heilige Stuhl
stellt medizinische Soforthilfe für 3.000 bis 4.000 syrische Flüchtlingskinder bereit.
Das kündigte der Präsident von Cor Unum, Kardinal Robert Sarah, am Mittwoch im Vatikan
an. Sarahs Rat ist für humanitäre Angelegenheiten zuständig und wird die Hilfsmission
der vatikanischen Kinderklinik „Bambino Gesù“ finanzieren, die Ärzte mit medizinischem
Gerät in den Nordlibanon entsenden wird, wie Kardinal Robert Sarah in Rom vor Journalisten
bekanntgab.
Der Libanon platzt vor syrischen Flüchtlingen buchstäblich aus
allen Nähten. In dem Vier-Millionen-Einwohner-Land halten sich laut Angaben des Flüchtlingswerkes
der Vereinten Nationen (UNHCR) 800.000 syrische Flüchtlinge auf, die libanesischen
Behörden sprechen sogar von bis zu 1,5 Millionen. Diese dramatischen Zahlen nannte
am Mittwoch der Präsident von Caritas Libanon, Pater Simon Faddoul, bei der Vorstellung
des Vatikan-Hilfsprogramms vor der Presse in Rom.
„Ich erwähne diese Zahlen,
um zu zeigen, dass dieses Hilfsprogramm am meisten benötigt wird; es zielt darauf,
den Schmerz und das Leiden vieler Kinder im Libanon zu lindern, der syrischen Flüchtlinge,
aber auch der Kinder in den Gastgemeinschaften. Diese Gruppe wurde bisher von noch
keiner Hilfsorganisation auf libanesischem Grund erreicht.“
Vor allem in
Flüchtlingslagern der Bekaa-Ebene im Grenzgebiet zu Syrien sollen Mitarbeiter von
Cor Unum gemeinsam mit Helfern der libanesischen Caritas Behandlungen und Vorsorgeuntersuchungen
leisten. Die libanesische Ärztin May El Hachem wird als Koordinatorin vor Ort sein.
Sie ist Oberärztin am „Bambino Gesù“ und wird in nächster Zeit je eine Woche pro Monat
in den Libanon reisen. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte die Medizinerin:
„Die
Mehrheit dieser Flüchtlinge sind Frauen und Kinder, denn die Männer dürfen Syrien
nicht verlassen, sie müssen kämpfen. Wir möchten Millionen dieser Flüchtlinge versorgen,
es wird da sicher um Millionen gehen.“
In der kargen, kalten Bekaa-Grenzregion
lebten diese Menschen derzeit notdürftig in Zelten ohne Wasser und Heizung sowie unter
unvorstellbaren hygienischen Bedingungen. Banale Infektionen würden hier zu teilweise
lebensbedrohlichen Krankheiten – vor allem für die Kinder. El Hachem:
„Wir
werden es vor Ort mit Infektionskrankheiten der Kinder zu tun haben, vor allem mit
Magenerkrankungen, Lungenentzündung, mit der Infektionserkrankung Leishmaniose, die
durch Parasiten übertragen wird, mit Flöhen – mit eigentlich leicht behandelbaren
Erkrankungen. Nur kann man sie schwer kurieren, wenn man unter hygienisch schlimmen
Bedingungen ohne Wasser, ohne Toiletten lebt. Diese Erkrankungen sind ansteckend,
es reicht eine Person im Nebenzelt, die sie hat, und sie überträgt sich weiter auf
die anderen.“
El Hachem und ihre Kollegen haben bei der Vorbereitung der
Hilfsarbeit Kontakt zu lokalen Stellen und Krankenhäusern im Libanon aufgenommen,
um die Versorgung der Flüchtlinge zu garantieren. Der Vatikan wird hier auch finanzielle
Unterstützung leisten. Koordinatorin El Hachem:
„Leider gibt es im Libanon
nicht viele öffentliche Krankenhäuser, sondern mehr private, so ähnlich wie den USA.
Und ein privates Krankenhaus würde auch keine Patienten umsonst aufnehmen, erst recht
keine Syrer, wenn man bedenkt, wie das Land selbst unter der Last der Flüchtlinge
leidet. Man muss diesbezüglich jedoch sagen: Der Libanon ist schon über seine eigene
Aufnahmefähigkeit hinausgegangen, und die Libanesen zeigen da wirklich viel Großzügigkeit.
Auch weil sie selbst Krieg erlebt haben, sind sie sehr sensibel gegenüber dem Problem.“
Cor Unum und Caritas Libanon wollen in der Grenzregion mit lokalen Partnern
ein regelrechtes Hilfsnetzwerk aufbauen und dabei bereits bestehende Strukturen nutzen,
so die Ärztin. Ziel sei dabei, die Menschen vor Ort zu versorgen und ihnen auch irgendwann
eine Rückkehr in ihr Heimatland zu ermöglichen. Man gehe von einer Hilfsarbeit für
zunächst sechs Monaten aus.