Ein Gesetzentwurf
zur Legalisierung der Euthanasie an Kindern liegt an diesem Donnerstag dem Parlament
in Belgien zur Debatte vor. Der zuständige Unterausschuss hatte ihn am Mittwoch mit
großer Mehrheit passieren lassen. Die gesetzliche Regelung würde erlauben, Kinder
ohne Altersbeschränkung zu töten, wenn sie an unerträglichen körperlichen Krankheiten
leiden und der Tod zu erwarten ist sowie das Kind und seine Eltern zustimmen.
Die
belgischen Bischöfe sind „entsetzt“ von den Beschlüssen der politischen Debatte, werden
aber alles unternehmen, um der Öffentlichkeit auf die Gefahren des Gesetzes hinzuweisen.
Das sagt uns der Sprecher der Bischofskonferenz, Pater Tommy Scholtès. Beim Thema
Euthanasie gehe es nicht darum, ob die katholische Kirche Recht habe oder nicht, sondern
um die Würde und den Schutz des Lebens.
„Manche Ärzte befürworten Euthanasie,
andere lehnen sie ab; das ist klar, jeder hat seine Ansicht. Aber es ist doch bemerkenswert,
dass es auch nicht-katholische Ärzte gibt, die gegen Euthanasie bei Kindern sind und
sich stattdessen für palliative Medizin einsetzen. Da geht es darum, dass auch ein
krebskrankes Kind nicht einfach getötet werden soll, sondern seine Leiden gelindert
werden und das Kind bis zum natürlichen Tod begleitet wird.“
Durch Euthanasie
sterben in Belgien derzeit rund vier Prozent der Menschen, vergangenes Jahr waren
es gut 1.400, gut ein Viertel mehr gegenüber dem Vorjahr. Die Hauptkrankheitsdiagnose
jener, die aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen, ist Krebs. Presseberichten nach
befürworten drei Viertel der Belgier die seit 2002 erlaubte aktive Sterbehilfe.
„Ich
habe den Eindruck, dass seit ein paar Jahren in Belgien Gesetze rasch angenommen werden,
die sich eher an Umfragen und weniger an ethischen Grundsätzen orientieren. Ich denke
hierbei an die Liberalisierung von Abtreibung, Euthanasie und Anerkennung gleichgeschlechtlicher
Paare. Das sind aber alles heikle Themen, die uns zeigen, wie individualistisch unsere
Gesellschaft geworden ist. Es scheint der Grundsatz zu gelten: Das Leben gehört mir,
und ich mache daraus was ich will. Wir wehren uns dagegen, weil aus christlicher Sicht
das Leben ein Geschenk und deshalb heilig ist. Übrigens unterstützen auch Vertreter
anderer Religionen unsere Sicht.“
Die Gesetzesinitiative in Belgien folgt
dem Beispiel Hollands, wo bereits aktive Sterbehilfe für Kinder unter bestimmten Bedingungen
straffrei ist.