Papst Franziskus hat am Montagabend den Präsidenten der Russischen Föderation Vladimir
Putin in Privataudienz empfangen. Bei dem Gespräch, das eine gute halbe Stunde dauerte,
ging es unter anderem um die katholischen Christen in Russland. Ein weiteres Thema
war die ernste Lage in Syrien. Dies gab der Vatikan im Anschluss bekannt.
Gemeinsam unterstrichen
Franziskus und Putin die Dringlichkeit eines Endes der Kampfhandlungen und Gewalt
sowie die Notwendigkeit humanitärer Hilfen für die notleidende Bevölkerung in Syrien.
Es brauche „konkrete Initiativen für eine friedliche Lösung des Konfliktes“. Bei einer
diplomatischen Lösung müssten die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen
mit einbezogen werden, die in der syrischen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielten.
Der internationale Syrien-Emissär Lakhdar Brahimi und Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon
hatten am Montag derweil bekanntgegeben, dass die nächste Syrien-Konferenz am 22.
Januar stattfinden wird. Dabei soll es erstmals zu direkten Verhandlungen zwischen
dem Assad-Regime und der Opposition kommen.
Putin bedankte sich bei der Audienz
für den Papstbrief, den Franziskus dem Präsidenten im September anlässlich des G20-Treffens
in Sankt Petersburg geschrieben hatte. In dem Brief hatte der Papst auf eine friedliche
Lösung für den Konflikt in Syrien gedrängt und von der Notwendigkeit eines gerechteren
weltweiten Finanzsystems gesprochen. Mit Blick auf Syrien hatte er beklagt, dass in
dem Konflikt von Anbeginn an Einzelinteressen dominierten, die die Suche nach einer
Lösung erschwerten. Putin überbrachte dem Papst am Montag weiter die Grüße des
russischen orthodoxen Patriarchen Kyrill I. Neuigkeiten über ein mögliches Treffen
zwischen Franziskus und Kyrill wurden nicht bekannt.
Begleitet wurde der russische
Präsident von Außenminister Sergej Lawrow, Vize-Ministerpräsident Arkadi Dworkowitsch,
Verteidigungsminister Sergej Schoigu sowie weiteren Delegationsmitgliedern und Diplomaten.
Nach der Begegnung mit Papst Franziskus traf die russische Delegation mit dem vatikanischen
Staatssekretär Erzbischof Pietro Parolin zusammen. Der Besuch dauerte insgesamt eine
Stunde und 20 Minuten. Es war das vierte Mal, dass Putin im Vatikan war, zwei Mal
traf er Johannes Paul II., zuletzt besuchte er 2007 Benedikt XVI.
Nach Angaben
des Präsidentschaftsbüros schenkte Putin dem Papst eine Kopie der Ikone der Gottesmutter
von Wladimir. Das Original aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, das in Moskau aufbewahrt
wird, gilt als ein Nationalheiligtum Russlands. Anwesenden Medienvertretern zufolge
bekreuzigte sich Putin, als er die Ikone dem Papst übergab, und küsste das Gemälde
nach orthodoxem Brauch. Franziskus revanchierte sich mit einer Keramik-Darstellung
der Vatikanischen Gärten.