Positive Reaktionen auf Papstschreiben „Evangelii gaudium“
Katholische Kirchenvertreter
haben Franziskus‘ Apostolisches Schreiben gewürdigt und loben es ausdrücklich. Darin
spricht Papst Franziskus unter anderem von Bekehrung im Sinne einer „Revolution der
zärtlichen Liebe“. Im Folgenden fassen wir Reaktionen zusammen.
Der Papst
fordert eine „Rundum-Bekehrung“ für die gesamte Kirche. So wertet der Sekretär der
Bischofssynode, Erzbischof Lorenzo Baldisseri, die Apostolisches Exhortation
des Papstes. Diese Pastoral betreffe die Gemeinden und Basisgemeinschaften ebenso
wie das Papstamt, sagte Baldisseri bei der Präsentation des Schreibens an diesem Dienstag
vor der Presse. Analog zu den antiken patriarchalen Kirchen hoffe der Papst, die Bischofskonferenzen
könnten einen „vielfältigen und fruchtbaren Beitrag“ entwickeln, um die „kollegiale
Zuneigung“ anzuwenden. In punkto Synodalität könne die katholische Kirche von der
Orthodoxie und den Anglikanern lernen, kommentierte der Erzbischof Papst Franziskus´
Ausführungen zur gewünschten Dezentralisierung der katholischen Kirche.
Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wertet das Papstschreiben als „geistliche
Entfaltung“ eines „neuen Aufbruchs“ in den Kirchen. Das Dokument sei eine beeindruckende
Analyse von klarer und erfrischender Sprache und benenne aktuelle Herausforderungen
wie Säkularisierung, Globalisierung, Fundamentalismus und die Notwendigkeit sozialen
Engagements, so Robert Zollitsch in einer ersten Reaktion. Zollitsch hatte
selbst an der Synode zur Neuevangelisierung im Vatikan teilgenommen.
Franziskus
ermutige in der Exhortation „die ganze Kirche, sich von der Freude der Frohen Botschaft
anstecken zu lassen, mit neuer Zuversicht und aus der Kraft des Evangeliums zu leben
und den Glauben mit anderen zu teilen“. Der Papst gebe dabei „tiefe Einblicke in sein
eigenes Verständnis von Kirche und Christsein“. Er lasse an seinen Vorstellungen von
einer gelingenden Evangelisierung in einer globalisierten Welt teilhaben, etwa an
seinem „Traum von einer missionarischen Kirche“, präzisiert Zollitsch weiter. Diesem
Papst sei eine Kirche lieber, „die zwar ,verbeult, verletzt und beschmutzt ist‘, aber
auf die Straßen hinausgegangen ist, ,als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit
und Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist‘“.
Als
einen „prophetischen Aufruf an die Kirche“ würdigt der Erzbischof von München und
Freising, Kardinal Reinhard Marx „Evangelii Gaudium“. Es ermutige dazu, sich
neu auf den Weg einer ganzheitlichen Evangelisierung zu wagen, erklärte Marx am Dienstag
in München. Der Text atme „den Schwung, die Dynamik und die Freude des Evangeliums
Jesu Christi“. Zugleich betone Franziskus, diese Botschaft könne und müsse die gesamte
Wirklichkeit der Menschen verändern, so der Kardinal. Das gelte für die Familie, die
sozialen Beziehungen, die Wirtschaft und Politik bis hin zur Bewahrung der Schöpfung.
In dem Schreiben werde außerdem in starken Worten Kritik an einer Gesellschaft
laut, die sich nur noch vom materiellen Profitdenken leiten lasse und so zum Zerbrechen
des gemeinschaftlichen Engagements führe. Seine Kritik richte das Oberhaupt der Katholiken
aber auch an die Kirche selbst, sagte Marx. So erliege diese immer wieder der Versuchung,
um sich selbst zu kreisen und so den Auftrag zur Evangelisierung zu verraten. „Vor
allem beeindruckt mich, wie stark der Papst die soziale Dimension als Option für die
Armen mit dem Auftrag zur Evangelisierung verbindet“, so der Kardinal. Dieses päpstliche
Wort fordere die Gläubigen im positiven Sinn heraus, aus dieser Perspektive alle Bereiche
des Lebens der Kirche zu überprüfen.