Papst Franziskus empfängt
am späten Montagnachmittag Wladimir Putin. Es handelt sich um das erste Treffen des
Kirchenoberhauptes mit dem russischen Präsidenten, auch wenn es bereits einen direkten
Briefwechsel zwischen den beiden gab. Franziskus schrieb Putin Anfang September dieses
Jahres anlässlich des G20-Treffens in St. Petersburg und forderte die Großmächte dazu
auf, eine friedliche Lösung in Syrien herbeizuführen.
Das Treffen Putins mit
dem Papst habe auf religiöser Ebene eine zweitrangige Bedeutung, sagt gegenüber Radio
Vatikan der Russland-Experte und Theologe an der Universität Münster, Thomas Bremer.
„Putin
ist neulich zum mächtigsten Mann der Welt deklariert worden. Er ist jedenfalls der
Staatschef eines der größten und wichtigsten Länder auf der Welt. Insofern ist es
ganz normal, dass der Papst in Fragen von internationaler Zusammenarbeit, Friedenssicherung
und Syrienkrise mit Putin spricht. Allerdings wissen wir, dass die russisch-orthodoxe
Kirche relativ nahe am Staat ist und es eine enge Kooperation in vielen Bereichen
gibt. Es kann durchaus sein, dass deswegen der Besuch von Putin mit Papst Franziskus
auch diesen religiösen Aspekt hat.“
Auch wenn Russland in christlicher
Hinsicht vor allem von der Orthodoxie geprägt ist, dürfe man nicht vergessen, dass
es auch eine katholische Minderheit in dem großen Land gibt, so Bremer.
„Die
Lage ist in den letzten Jahren doch um einiges besser geworden. Ich habe den Eindruck,
dass dies sehr stark auch an den Vertretern der katholischen Kirche vor Ort liegt.
Insgesamt sind die Beziehungen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche in Russland
etwas besser geworden. Die russisch-orthodoxe Kirche legt ja Wert darauf, Beziehungen
zur katholischen Kirche zu pflegen.“
Dass der Papst mit Putin über ein
mögliches Treffen mit dem Moskauer Patriarchen sprechen wird, glaubt Bremer nicht.
Denn das Patriarchat habe in den letzten Jahren immer wieder betont, ein Treffen könne
nur dann stattfinden, wenn Lösungen für die kirchenpolitischen Themen gefunden werden.
Dazu zählt beispielsweise die Frage des so genannten kanonischen Territoriums, also
welche Kirche für welche Region in Osteuropa „zuständig“ ist.