Gewalt an Frauen: Weltweit etwa 70 Prozent betroffen
Gewalt gegen Frauen
ist weltweit leider etwas fast Alltägliches: In Deutschland versucht nach Angaben
des Bundesverbands der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe schon bald jeden Tag
ein Partner oder Ex-Partner eine Frau umzubringen; auch in Italien wird ständig von
ähnlichen Fällen und obsessiven Formen des Stalkings berichtet. Aus Indien erreichen
uns immer wieder grausame Berichte über vergewaltigte Frauen - und all das sind keine
Einzelfälle: Weltweit erleiden etwa 70 Prozent der Frauen in ihrem Leben mindestens
einmal Gewalt. Daran erinnert UN-Generalsekretär Ban Ki-moon anlässlich des Internationalen
Tags gegen Gewalt an Frauen, der seit 1981 jedes Jahr am 25. November begangen wird.
Simona Lanzoni ist Vizepräsidentin bei „Pangea“, einer Stiftung, die sich weltweit
für Menschen- und Frauenrechte einsetzt. Sie erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan,
dass Frauen immer wieder nicht nur körperlicher sondern auch psychischer Gewalt ausgesetzt
sind: „Das heißt, dass das Menschenbild ,Frau’ wirklich nicht gleich gestellt
ist mit dem Menschenbild ,Mann’. Das ist eine Mentalität, die seit Generationen so
weitergegeben wird und die es immer noch gibt. Deshalb ist es fundamental, dass wir
alle uns weltweit über diese Zustände klar sind, um in diesem Punkt einen kulturellen
Wandel zu vollziehen.“
Weltweit sind Frauen Gewalt ausgesetzt, die Lage
ist aber von Land zu Land unterschiedlich – je nach Mentalität, Frauenbild und gesetzlichen
Regelungen. Besonders schwer haben es Frauen zum Beispiel in Afghanistan, berichtet
Lanzoni. Männer und Frauen hätten dort schon vor dem Gesetz ganz unterschiedliche
Rechte und das informelle Rechtssystem sei nicht an den Menschenrechten orientiert.
„Ich denke aber auch an Indien, wo Zwangsheiraten auf der Tagesordnung
stehen oder weibliche Babys gezielt getötet werden – das ist zwar gesetzlich verboten,
aber in vielen Regionen noch gang und gäbe. Schauen wir auch nach Europa, Italien
zum Beispiel: Bei unserer Stiftung melden sich sehr viele Italienerinnen. Sie berichten,
dass sie oft nicht ernst genommen werden, wenn sie Anzeige erstatten wollen. Meistens
kommt es auch nicht zu einem Prozess, weil die Frauen eingeschüchtert werden.“
Je
nach den örtlichen Gegebenheiten versucht Pangea den Frauen, die Opfer von Gewalt
wurden, zu helfen. Zum Beispiel, indem sie in speziellen Frauenhäusern untergebracht
und betreut werden. In Afghanistan gibt es aber nur sehr wenige solcher Einrichtungen,
deshalb komme das für viele Frauen gar nicht in Frage.
„Generell versuchen
wir deshalb, die Frauen dabei zu unterstützen, Gerechtigkeit zu erfahren und wieder
Beziehungen aufzunehmen, zu Freunden oder zur Familie. Viele gehen auch an der Einsamkeit
kaputt. Ich erinnere mich besonders an Samìa: Ihr ist es gelungen, in Afghanistan
ein neues Leben zu beginnen, weil sie bei uns und ihrer Familie Hilfe fand. Mit einem
Mikrokredit von unserer Stiftung konnte sie eine Bäckerei eröffnen und so die fünfköpfige
Familie ernähren. Ihr Mann ist nicht mehr gewalttätig.“