Papstpredigt an die Katechumenen: Gott dürstet nach dem Menschen
Die Predigt des Papstes zur Aufnahme der Katechumenen an diesem Samstag in einer
Arbeitsübersetzung:
Liebe Katechumenen,
in diesem Augenblick des
Endes des Jahres des Glaubens sehe ich euch hier versammelt, gemeinsam mit euren Katecheten
und Verwandten, als Repräsentanten der vielen Frauen und Männer, die in ganz verschiedenen
Teilen der Welt den gleichen Glaubensweg gehen wie ihr.
Ihr kommt aus vielen
verschiedenen Ländern, aus verschiedenen kulturellen Traditionen und Erfahrungen.
Trotzdem fühlen wir an diesem Nachmittag, dass wir unter uns etwas gemeinsam haben.
Vor allem ist da eines: Das Verlangen nach Gott.
Dieses Verlangen wird in den
Worten des Psalms ausgedrückt: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt
meine Seele, Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.
Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?“ (Ps 42: 2-3). Wie wichtig ist es
doch, dieses Verlangen, dieses „Lechzen“ nach der Begegnung mit Gott zu erhalten und
ihn zu erfahren, in seiner Liebe, seiner Barmherzigkeit! Wenn der Durst nach dem lebendigen
Gott fehlt, dann riskiert der Glaube zur Gewohnheit zu werden, auszugehen, wie ein
Feuer, das nicht angefacht wird.
Die Erzählung des Evangeliums hat uns Johannes
den Täufer gezeigt, der seinen Jüngern das Lamm Gottes vorstellt. Zwei von ihnen folgen
dem Meister und werden dann selber zu „Mediatoren“, die wieder anderen ermöglichen,
dem Herrn zu begegnen, ihn kennen zu lernen und ihm zu folgen. In dieser Erzählung
gibt es drei Momente, die an die Erfahrung des Katechumenats erinnern.
An erster
Stelle ist da das Hören. Die beiden Jünger haben das Zeugnis des Täufers gehört. Auch
ihr, liebe Katechumenen, habt auf die gehört, die euch von Jesus berichtet haben und
euch eingeladen haben, ihm zu folgen und durch die Taufe seine Jünger zu werden. In
der Unruhe so vieler Stimmen, die in uns klingen, habt ihr gehört und die Stimme wahrgenommen,
die euch Jesus zeigt als den einzigen, der eurem Leben den vollen Sinn geben kann.
Der
zweie Moment ist die Begegnung. Die beiden Jünger begegnen dem Meister und bleiben
bei ihm. Nachdem sie ihm begegnet sind bemerken sie sofort etwas Neues in ihren Herzen:
das Bedürfnis, ihre Freude anderen weiterzugeben, so dass auch andere ihm begegnen
können. So begegnet Andreas seinem Bruder Simon und führt ihn zu Jesus. Es tut gut,
diese Szene zu betrachten! Sie erinnert uns daran, dass Gott uns nicht dazu geschaffen
hat, allein zu sein, in uns selber abgeschlossen, sondern dazu, ihm zu begegnen und
dazu, uns der Begegnung mit anderen zu öffnen.
Gott kommt auf jeden von uns
zu; das ist wunderbar! In der Bibel erscheint Gott immer als der, der die Initiative
gegenüber dem Menschen ergreift: Er sucht den Menschen, und in der Regel sucht er
ihn, wenn der Mensch die bittere und tragische Erfahrung des Verrats an Gott macht
und vor Gott flieht. Gott wartet nicht mit der Suche, er sucht sofort. Unser Vater
ist ein geduldiger Sucher! Er kommt uns immer zuvor und wartet immer auf uns. Er entfernt
sich nicht von uns, sondern hat die Geduld, den günstigen Moment zu einer Begegnung
mit jedem von uns abzuwarten. Und wenn es dann zur Begegnung kommt, dann ist es nie
eine eilige Begegnung, weil Gott immer bei uns bleiben will um uns zu erhalten, um
uns zu trösten, um uns seine Freude zu schenken. Wie wir uns nach ihm sehnen, so sehnt
sich auch Gott danach, bei uns zu sein, weil wir zu ihm gehören, wir sind sein, wir
sind seine Geschöpfe. Wir können deswegen sagen, dass auch er Durst nach uns hat,
uns zu begegnen.
Der letzte Teil der Erzählung ist das Gehen. Die beiden Jünger
gehen auf Jesus zu und gehen dann ein Stück des Weges gemeinsam mit ihm. Das ist eine
Lehre, die für uns alle wichtig ist. Der Glaube ist ein Weg mit Jesus, und er dauert
das ganze Leben. Am Ende werden wir ankommen. Sicher, in einigen Augenblicken dieses
Weges fühlen wir uns müde und verwirrt. Der Glaube aber gibt uns die Sicherheit der
immerwährenden Anwesenheit Jesu in allen Situationen, auch in den schmerzhaften oder
schwierig zu verstehenden. Wir sind berufen, weiter zu gehen und immer mehr in das
Geheimnis der Liebe Gottes einzutreten, die vor uns steht und uns erlaubt, mit Seelenruhe
und Hoffnung zu leben.
Liebe Katechumenen, heute beginnt ihre euren Weg des
Katechumenates. Ich wünsche euch, dass ihr ihn mit Freude gehen könnt, immer der Unterstützung
der ganzen Kirche gewiss, die mit so viel Vertrauen auf euch schaut. Maria, die vollkommene
Jüngerin, begleite euch: Es ist schön, sie als unsere Mutter im Glauben zu erfahren!
Ich lade euch ein, euch die Begeisterung des ersten Augenblicks zu erhalten, in dem
euch die Augen für das Licht des Glaubens geöffnet wurden; den Tag wie der Jünger,
den Jesus liebte, zu erinnern, an dem ihr das erste mal bei Jesus wart, seine Blick
auf euch wahrgenommen habt. So werdet ihr immer der treuen Liebe des Herrn sicher
sein.