2013-11-22 15:22:37

Fifa-Präsident beim Papst: WM-Eröffnung mit Friedenstaube


RealAudioMP3 Die nächste Fußballweltmeisterschaft wird mit einer Idee von Papst Franziskus beginnen: Eine Friedenstaube soll vor dem Eröffnungsspiel auf dem Fußballfeld fliegen gelassen werden. Das sagte an diesem Freitag Fifa-Präsident Sepp Blatter. Er traf Franziskus am Mittag bei einer Privataudienz im Vatikan. Im Anschluss sprach unser Kollege Mario Galgano mit dem Präsidenten des Weltfußballverbandes.

Wie war das Treffen mit Papst Franziskus?

„Es war ein außerordentlich freundliches Treffen. Ich wusste ja im Vorfeld schon, dass Papst Franziskus fußballbegeistert ist. Von mir muss ich das ja nicht zwei Mal sagen. Es sind also zwei Menschen zusammengekommen, die in ihrer Aufgabe gleiche Werte erkennen. Der Papst hat sofort über Sport und insbesondere über Fußball gesprochen. Er wies darauf hin, dass Sport Leute zusammenbringt. Er sprach von ,educación´ also Erziehung. Ich sagte ihm, dass Fußball eine Schule des Lebens sei, basierend auf Disziplin, Respekt, Wettkampf und Fairplay. Und ich sagte ihm, dass Fußball der Welt eine große Hoffnung schenkt. Dann sagte er zu mir, ich hätte Recht. Und weiter: Fußball solle sich noch mehr für den Frieden einsetzen. ,Futbol por la paz´, sagte der Papst. Dann hatte ich die Gelegenheit, mit ihm eine Neueinführung der Fifa zu besprechen. Es handelt sich um einen Händeschlag vor dem Spiel, um ein Zeichen für den weltweiten Frieden zu setzen.

Ich war vor Kurzem im Iran. Wir arbeiten jetzt für das Zustandekommen eines Spiels zwischen der – zumindest fußballerisch anerkannten – Mannschaft Palästinas gegen Israel. Da sagte Franziskus zu mir: ,Bravo, mach weiter so! Aber denk daran, es sollte Frieden geben.‘ Ich sagte dann zu ihm, dass wir da mithelfen könnten. Wir haben dann festgelegt, dass bei der nächsten WM in Brasilien 2014 ein konkretes Zeichen gesetzt wird. Franziskus wollte, dass man einen Olivenbaum auf dem Feld einpflanzen sollte. Das darf man aber wegen der Fifa-Regeln nicht machen. Dann sagte er, dass wir doch eine Friedentaube fliegen lassen sollten. Und das wird nun auch gemacht.“

Haben Sie mit Franziskus auch konkret über Fußball bzw. Mannschaften gesprochen? Der Papst ist ja Fan des argentinischen Erstliga-Clubs San Lorenzo und Ihr Club ist wohl die Schweizer Mannschaft FC Sion, nicht wahr?

„Nun, San Lorenzo führt ja momentan die argentinische Fußballliga. Franziskus sagte mir, dass die Fans von San Lorenzo behaupten, dass der Club die Liga führe, weil der Papst einer von ihnen sei. Wir haben auch über den modernen Fußball gesprochen. Er meint, wir sollten vermehrt die Schiedsrichter schützen. Das sollte besonders in den verschiedenen kleinen Ortschaften gelten, wo oft die Schiedsrichter unter enormen Druck stehen. Er ist also auf dem Laufenden und weiß, was im Fußball schlecht und gut ist. Er lobte die weltweite Verbreitung des Fußballs. Es gibt kein Land mehr, das nicht einen organisierten Fußball hat.“

Sie selber haben ja einmal gesagt, dass die Fifa mehr Mitgliedstaaten zählt als die UNO. Die Fifa und die katholische Kirche haben ja diese weltweite Ebene gemeinsam. Kann es da auch konkrete Zusammenarbeit geben?

„Der Papst ist ja dafür, dass man die Religionen zusammenführt und einen Dialog pflegt. Wir haben beim Gespräch festgestellt, dass der Fußball mehr Anhänger hat als die katholische Kirche. Wir haben etwa 1,2 Milliarden Anhänger, und Franziskus sagte, er hätte etwa eine Milliarde Gläubige. Es gab zwar einmal die Idee, eine Art Charta gemeinsam mit dem Vatikan zu erarbeiten... Übrigens, ich habe den Papst als ,Präsidenten des Vatikanstaates‘ begrüßt. Da war er irgendwie stolz, weil jemand ihn nicht nur als Heiliger Vater begrüßt hat.“

Der Vatikan ist aber bekanntlich nicht Mitglied bei der Fifa. Wird sich das Ihrer Meinung nach bald ändern? Ich weiß nicht, ob Sie das wissen: Im Vatikan wird ja rege Fußball gespielt. Es gibt auch eine Nationalmannschaft, in der auch Oberwalliser (Blatter stammt aus dem Schweizer Oberwallis, Anm. d. Red.) von der Schweizergarde spielen.

„Der Vatikan sollte unbedingt Mitglied der Fifa werden. Das ist eine gute Idee. Das haben wir schon lange besprochen, aber das war jetzt kein Thema beim heutigen Treffen. Ich wollte auch nicht zu viel seiner Zeit in Anspruch nehmen. Es gab viele Leute, die auch noch mit ihm sprechen wollten. Ich habe mit ihm etwa 20 Minuten gesprochen. Das war sehr tiefgründig. Der letzte Papst, den ich getroffen hatte, war Johannes Paul II. Leider hatte ich nie die Ehre, mit Benedikt XVI. sprechen zu dürfen.“

Zum Schluss: Welche Hoffnungen haben Sie für die Fußball-WM in Brasilien? Das ist ja ein Land, das mit vielen Problemen zu kämpfen hat.

„Fußballerisch wird sicherlich alles super über die Bühne gehen. Brasilien ist ein reiches Schwellenland. Natürlich gibt es sehr viele unzufriedene Menschen dort, denn das Gefälle zwischen Armen und Reichen ist doch sehr groß. Während der WM werden sicherlich auch diese sozialen Probleme ersichtlich sein. Ich verstehe das. Doch wichtig ist, dass diese WM starke Matches zeigt. Es gibt schon sechs starke südamerikanische Mannschaften. Die wollen jetzt mal wieder zeigen, dass sie die stärksten sind. Aber die Europäer werden wohl versuchen, dagegen zu halten.“

Herzlichen Dank für das Gespräch.

(rv 22.11.2013 mg)








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