Chef der Weltarbeitsorganisation: „Arbeitsweise der Wirtschaft korrigieren“
Das Wohl der Arbeiter,
und besonders der Einwanderer, war ein zentrales Thema beim Treffen von Papst Franziskus
mit dem Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, Guy Ryder, am
Montag im Vatikan. Im Anschluss an die Privataudienz mit Franziskus erklärte Ryder
gegenüber Radio Vatikan, die Kirche und die ILO hätten viele gemeinsame Anliegen:
„Papst
Franziskus sprach darüber, welche Bedeutung er persönlich und die Kirche der Würde
der Arbeit beimessen. Er ging auch darauf ein, was das für eine Herausforderung in
der heutigen Welt bedeutet. Besonders sprachen wir über die Not der besonders verletzlichen
Menschen, vor allem im Zusammenhang mit Menschenhandel oder den Einwanderer-Arbeitern
auf Lampedusa. Wir teilen gemeinsam die große Sorge, dass die Art und Weise, wie die
weltweite Wirtschaft aktuell funktioniert, nicht immer zum Vorteil der Schwächsten
ist, und das muss korrigiert werden.“
Ryder betonte, dass zur Gruppe der
besonders Schwachen auch ein weiterer Bereich gehöre, der oft nicht bedacht werde:
„Das sind all die, die in Privathaushalten arbeiten. Auf der ganzen Welt
gibt es mehr als 50 Millionen Haushaltshilfen. Sie sind sehr oft nicht durch Arbeitsgesetze
geschützt und genießen auch keine öffentliche Aufmerksamkeit. Das ILO hat erst kürzlich
eine Regelung verabschiedet, um die Rechte dieser Menschen zu schützen. Ich hatte
das Gefühl, das Papst Franziskus und ich hier beide ein Feld sehen, auf dem es sich
lohnt, zu handeln.“
Der Heilige Stuhl arbeitet mit dem ILO bereits in Angelegenheiten
von Gerechtigkeit und Frieden zusammen, beide setzen sich für die Rechte von Einwanderern
und Arbeitern in vielen verschiedenen Bereichen ein. Besonders lobte Ryder das Engagement
für die Seeleute; dort habe die Kirche schon immer eine bedeutende Rolle gespielt
und viel praktische Hilfe geleistet. Zum Problem der hohen Jugendarbeitslosigkeit
in Europa von fast 24 Prozent sagte Ryder, es seien neue Herangehensweisen nötig:
„Wenn
Sie nach Griechenland schauen: Da sind 60 Prozent der jungen Leute ohne Arbeit, in
Spanien mehr als 50. Da ist doch klar, dass das eine sozial völlig untragbare Situation
ist. Deshalb müssen wir die Schaffung von Jobs, besonders für junge Leute, in Europa
wieder ins Zentrum der Politik rücken.“