Das Gebet des Menschen
ist die Schwäche Gottes: Das sagte Papst Franziskus an diesem Samstag bei seiner Frühmesse
im Vatikan. Der Predigt im Vatikangästehaus Santa Marta lauschten unter anderem die
Kanoniker des Domkapitels von Sankt Peter gleich nebenan. Franziskus sprach zum Text
aus dem Lukasevangelium, in dem Jesus von einer Witwe erzählt. Diese liegt einem Richter
so lange in den Ohren, bis sie ihr Recht bekommt. „Genauso verschafft Gott seinen
Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, ihr Recht“, bekräftigte Papst Franziskus.
„Als
er Moses ruft, sagt er ihm: Ich habe das Schreien, die Klage meines Volkes gehört.
Der Herr hört also. Und in der Ersten Lesung (aus dem Buch der Weisheit) haben wir
auch erfahren, was der Herr, dieses allmächtige Wort, genau tut: Er kommt „vom königlichen
Thron herab als harter Krieger“. Wenn der Herr sein Volk verteidigt, dann ist er ein
harter Krieger, der es rettet. Er rettet und erneuert alles: „Es zeigte sich ein Weg
ohne Hindernisse durch das Rote Meer... von deiner Hand behütet, zogen sie vollzählig
hindurch.““
Sehr deutlich malt die Bibel aus, wie Gott seinem Volk auf
dessen Klagen hin beispringt, so Papst Franziskus. Gott spüre „in seinem Herzen, wenn
seine Auserwählten leiden“.
„Das ist die Kraft Gottes. Und was ist die Kraft
der Menschen? Was ist die Kraft des Menschen? Diejenige der Witwe (aus dem Gleichnisw):
ans Herz Gottes zu klopfen. Klopfen, bitten, sich über all die Probleme, all die Schmerzen
beklagen, den Herrn um Befreiung von diesen Schmerzen, diesen Sünden, diesen Problemen
bitten. Die Kraft des Menschen ist das Gebet, und selbst das Gebet des einfachen Menschen
ist die Schwäche Gottes. Nur hierin ist der Herr schwach: Er ist schwach, wenn er
das Gebet seines Volkes hört.“
Die Domherren von Sankt Peter, „der Basilika,
die dem Papst am nächsten ist“, hätten in diesem Zusammenhang eine wichtige Aufgabe,
sagte der Papst: „den Herrn inständig für das Volk Gottes zu bitten“. In Sankt Peter
kämen Gebete aus aller Welt zusammen, die sollten sie aufnehmen und dem Herrn zu Gehör
bringen, darin liege ihr „unversaler Dienst, ein Dienst an der Kirche“.
„Ihr
seid wie die Witwe: beten, bitten, ans Herz Gottes klopfen, jeden Tag. Und die Witwe
wurde dieser Sache nie müde, sie hatte durchaus Mut! Der Herr hört das Gebet seines
Volkes. Ihr seid privilegierte Vertreter des Volkes Gottes in dieser Rolle des Gebets
für die vielen Bedürfnisse der Kirche, der Menschheit, aller Menschen. Für diese Arbeit
danke ich euch. Denken wir immer daran: Gott hat Kraft, wenn er alles ändern will.
„Das Wesen der ganzen Schöpfung wurde neu gestaltet“, sagt das Buch der Weisheit;
dazu also ist er imstande, aber unser Gebet, euer universales Gebet in Sankt Peter,
in der Nähe des Papstes, ist seine Schwäche. Danke für diesen Dienst, und macht weiter
so, zum Wohl der Kirche!“