Biennale: „Pavillon des Heiligen Stuhls ist das Sahnehäubchen“
Zehn Tage vor dem
Ende der 55. Biennale in Venedig gibt es schon wieder einen neuen Besucherrekord zu
vermelden: Alleine am ersten November-Wochenende haben mehr als 400 000 Besucher die
Mega-Ausstellung für moderne Kunst besucht, bei der sich mehr als achtzig Länder mit
einem eigenen Pavillon repräsentieren. Mit dabei ist in diesem Jahr zum ersten Mal
auch der Heilige Stuhl. Diese Premiere auf der Biennale zieht laut Pasquale Iacobone,
der beim Päpstlichen Kulturrat für den Bereich „Kunst und Glaube“ zuständig ist, viele
Besucher an:
„Ich denke, dass die Mehrheit der Besucher unseren Pavillon
besucht hat, denn das ist ja eine der Neuerungen – wenn man so möchte, quasi das Sahnehäubchen
bei der Biennale 2013 in Venedig.“
Dafür ließ der Vatikan von drei verschiedenen
Künstlern – dem Studio Azzurro aus Mailand, dem tschechischen Fotografen Josef Koudelka
und dem Australier Lawrence Carroll – Werke zur Genesis, genauer gesagt zum Stichwort
„Im Anfang“ gestalten. Die unterschiedlichen Nationalitäten der ausgewählten Künstler
sind übrigens kein Zufall, denn bei der Biennale präsentiert sich genau genommen der
Heilige Stuhl und nicht der Vatikan.
„Es ist nicht der Vatikanstaat, der
bei der Biennale ausstellt – der verfügt ja auch gar nicht über eigene zeitgenössische
Künstler –, sondern der Heilige Stuhl als weltumfassende, katholische Institution.
Deshalb haben die ausgewählten Künstler auch unterschiedliche Nationalitäten und Ausrichtungen.
Überall, wo die katholische Kirche sich als Ganze präsentiert – sei es bei der Biennale,
oder bei der Buchmesse –, ist es immer der Heilige Stuhl und nicht der Vatikanstaat.“
Die
bisherigen Rückmeldungen zum Pavillon des Heiligen Stuhles – sowohl von Seiten der
Biennale, als auch von der internationalen Presse und den Besuchern – seien durchweg
positiv, berichtet Iacobone. Und das bei relativ kurzer Vorbereitungszeit: Im November/Dezember
2012 stand das Projekt, die konkreten Arbeiten begannen im Januar, die Vernissage
war im Mai – und zwischendrin gab es ja auch noch eine Papstwahl im Vatikan. Initiiert
hat die erstmalige Teilnahme des Heiligen Stuhls an der renommierten Kunstausstellung
noch Benedikt XVI.:
„Papst Benedikt XVI. hatte einen besonderen Bezug
und eine besondere Aufmerksamkeit für künstlerisches Schaffen. Im November 2009 hatte
er ja zum Beispiel den Vorsitz beim Treffen mit den Künstlern im Vatikan, ihm haben
wir einmal eine Ausstellung mit sechzig Künstlern gewidmet, und er war es, der uns
ermutigt hat, auf diesem Weg des Dialogs mit der zeitgenössischen Kunst weiterzugehen.
Deshalb war das nur die konsequente Weiterführung dessen, was wir unter ihm begonnen
haben.“
Dass der Pavillon des Heiligen Stuhls bei der Biennale in direkter
Nachbarschaft zum argentinischen Pavillon steht und mit Jorge Mario Bergoglio im März
ein Argentinier Benedikt XVI. auf dem Stuhl Petri nachfolgte, sieht Iacobone als ein
Zeichen der göttlichen Vorsehung. Auch, dass das Ende der Biennale am 24. November
mit dem Ende zum Jahr des Glaubens zusammenfällt, fügt sich seiner Meinung nach sehr
gut:
„Ich denke, dass auch von unserem Pavillon, der dem Anschein nach sehr
weltlich ist, eine Botschaft ausgeht, die den Bereich der Spiritualität und des Glaubens
berührt. Wir regen an, sich auf die Ursprünge zu besinnen und die Heilige Schrift
noch einmal zu lesen – ausgehend von der zeitgenössischen Kunst. Schließlich ist da
auch noch der Appell, sich ganz persönlich damit auseinanderzusetzen, und das ist
auch ein Weg des Glaubens.“