Eigentlich war Günter
Beckstein, der frühere bayerische CSU-Ministerpräsident, als Favorit in die Wahl zum
Präses gegangen: Doch die Delegierten der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland,
EKD, entschieden in Düsseldorf anders. Sie hoben statt Beckstein die FDP-Politikerin
Irmgard Schwaetzer auf den Schild. Die 71-Jährige steht damit an der Spitze des Kirchenparlaments
der EKD. „So ist das eben, wenn man Wahlen abhält“, sagt der EKD-Pressesprecher, Oberkirchenrat
Reinhard Mawick.
„Er hat die Delegierten eben nicht überzeugen können, und
auch nicht die andere Kandidatin, die im Spiel war. Daraufhin wurde Frau Schwaetzer
nominiert, die eine sehr breite Mehrheit bekommen hat. Insofern ist das eine gute,
evangelische, demokratische Wahl gewesen.“
Die Süddeutsche Zeitung analysiert
die Düsseldorfer Wahl mit den Worten, es falle der evangelischen Kirche offenbar schwer,
Führungspersönlichkeiten zu finden. Mawick meinte dazu im Kölner Domradio: „Ich
weiß nicht, ob das nur der evangelischen Kirche so geht. Es ist, glaube ich, ein Trend
der Zeit, dass es schwierig ist mit Leitungspersonen – aber ich kann es in unserem
Falle gar nicht so sehen. Es hat ein paar Stunden länger gedauert als gedacht, und
wir haben ja ganz hervorragende Persönlichkeiten in unseren Gremien. Das ist ja das
Besondere an der evangelischen Kirche, dass sie nicht nur von ordinierten Geistlichen
geleitet wird, sondern gemeinsam von Nicht-Ordinierten und Ordinierten. Und da haben
wir doch ein breites Tableau.“
Bei den Beratungen in Düsseldorf geht es
auch um das umstrittene Familienpapier der EKD. Darin wird gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften, solchen ohne Trauschein oder Patchwork-Familien derselbe Wert eingeräumt
wie der Ehe. Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider hat sich zum Auftakt der Beratungen
deutlich hinter das Papier gestellt.
„Das Problem war ja von Anfang an,
dass an dieses Papier Fragestellungen herangetragen wurden, die es gar nicht leisten
sollte. Es sollte keine dogmatische Erklärung der Ehe leisten, sondern war ganz stark
sozialpolitisch akzentuiert, und ich finde es beeindruckend, wie der Ratsvorsitzende
in seinem Bericht mit einer breiten biblisch-theologischen Erklärung versucht hat,
die hermeneutischen Schritte nachzuvollziehen, die uns bewegt haben in diesem Zusammenhang.“