D: EKD-Ratsvorsitzender würdigt Päpste und verteidigt "Orientierungshilfe"
Papst Franziskus hat nach den Worten des Vorsitzenden der EKD, Nikolaus Schneider,
„eine geistliche Melodie angeschlagen und einen theologischen Ton getroffen, in denen
wir uns auch als evangelische Christinnen und Christen von Gottes Wort angesprochen
wissen“. Der neue Papst Franziskus ermutige alle, die Barmherzigkeit Gottes und die
Menschennähe Jesu Christi in die Mitte der Verkündigung in Zeugnis und Dienst zu stellen,
erklärte Schneider am Sonntag in Düsseldorf vor der Synode der EKD. Wörtlich sagte
Schneider: „Beten wir, dass dieser Papst erreicht, was er sich vorgenommen hat.“
Zugleich
äußerte der Ratsvorsitzende seinen Respekt gegenüber Papst Benedikt XVI. und besonders
für seine „historische Entscheidung, das Papstamt zurückzugeben und damit sichtbar
auf das menschliche Maß dieses Amtes hinzuweisen“. Nach Auffassung Schneiders gehören
„nicht nur theologische Urteilskraft und innere Gewissheit dazu, sondern auch eine
gehörige Portion Mut, diese in der Geschichte der Kirche (fast) singuläre Entscheidung
zu treffen“
Erneut verteidigte Nikolaus Schneider die umstrittene „Orientierungshilfe“
zum Thema Familie. Viele Menschen hätten durch den Text „eine Wertschätzung erfahren,
die sie bisher vermissten“, sagte Schneider am Sonntag in Düsseldorf in seinem Ratsbericht
vor der Synode der EKD. Die theologische Debatte müsse aber weitergehen. Deshalb habe
der Rat der EKD die Kammer für Theologie gebeten, die Grundfragen zum Verständnis
der Bibel aufzunehmen und einen Text zum evangelischen Verständnis der Ehe zu erarbeiten.
Die im Juni veröffentlichte „Orientierungshilfe“ geht von einem „erweiterten
Familienbegriff“ aus. Er umfasst auch Patchwork-Lebensgemeinschaften und homosexuelle
Paare. Dies löste eine heftige innerprotestantische Diskussion und deutliche Kritik
von anderen Kirchen aus, weil der Wert der Ehe nicht genügend gewürdigt werde. Ausdrücklich
wandte sich Schneider gegen eine pauschale Verurteilung homosexueller Beziehungen
unter Berufung auf die Bibel. In der Orientierungshilfe würden gleichgeschlechtliche
Liebesbeziehungen gewürdigt, „obwohl es dafür keine direkten Schriftbezüge gibt“,
betonte Schneider. Der bloße Verweis auf einen Wortlaut der Bibel sei kein hinreichendes
Argument, um theologische Fragen zu klären. Historische Gegebenheiten der damaligen
Umwelt dürften nicht als Gottes geoffenbartes Wort missverstanden werden, so der Ratsvorsitzende.
„Was damals unter homosexuellen Verhältnissen verstanden wurde, hat mit der uns heute
vor Augen stehenden einvernehmlichen homosexuellen Liebe zweier freier und gleichberechtigter
Partner nichts zu tun“, fügte er hinzu. Die Orientierungshilfe habe aber den Umgang
mit der Schrift nicht ausreichend reflektiert. Hier seien, so Schneider, „weitere
Klärungen nötig“.