2013-11-10 15:28:58

D: EKD-Ratsvorsitzender würdigt Päpste und verteidigt "Orientierungshilfe"


Papst Franziskus hat nach den Worten des Vorsitzenden der EKD, Nikolaus Schneider, „eine geistliche Melodie angeschlagen und einen theologischen Ton getroffen, in denen wir uns auch als evangelische Christinnen und Christen von Gottes Wort angesprochen wissen“. Der neue Papst Franziskus ermutige alle, die Barmherzigkeit Gottes und die Menschennähe Jesu Christi in die Mitte der Verkündigung in Zeugnis und Dienst zu stellen, erklärte Schneider am Sonntag in Düsseldorf vor der Synode der EKD. Wörtlich sagte Schneider: „Beten wir, dass dieser Papst erreicht, was er sich vorgenommen hat.“

Zugleich äußerte der Ratsvorsitzende seinen Respekt gegenüber Papst Benedikt XVI. und besonders für seine „historische Entscheidung, das Papstamt zurückzugeben und damit sichtbar auf das menschliche Maß dieses Amtes hinzuweisen“. Nach Auffassung Schneiders gehören „nicht nur theologische Urteilskraft und innere Gewissheit dazu, sondern auch eine gehörige Portion Mut, diese in der Geschichte der Kirche (fast) singuläre Entscheidung zu treffen“

Erneut verteidigte Nikolaus Schneider die umstrittene „Orientierungshilfe“ zum Thema Familie. Viele Menschen hätten durch den Text „eine Wertschätzung erfahren, die sie bisher vermissten“, sagte Schneider am Sonntag in Düsseldorf in seinem Ratsbericht vor der Synode der EKD. Die theologische Debatte müsse aber weitergehen. Deshalb habe der Rat der EKD die Kammer für Theologie gebeten, die Grundfragen zum Verständnis der Bibel aufzunehmen und einen Text zum evangelischen Verständnis der Ehe zu erarbeiten.

Die im Juni veröffentlichte „Orientierungshilfe“ geht von einem „erweiterten Familienbegriff“ aus. Er umfasst auch Patchwork-Lebensgemeinschaften und homosexuelle Paare. Dies löste eine heftige innerprotestantische Diskussion und deutliche Kritik von anderen Kirchen aus, weil der Wert der Ehe nicht genügend gewürdigt werde. Ausdrücklich wandte sich Schneider gegen eine pauschale Verurteilung homosexueller Beziehungen unter Berufung auf die Bibel. In der Orientierungshilfe würden gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen gewürdigt, „obwohl es dafür keine direkten Schriftbezüge gibt“, betonte Schneider. Der bloße Verweis auf einen Wortlaut der Bibel sei kein hinreichendes Argument, um theologische Fragen zu klären. Historische Gegebenheiten der damaligen Umwelt dürften nicht als Gottes geoffenbartes Wort missverstanden werden, so der Ratsvorsitzende. „Was damals unter homosexuellen Verhältnissen verstanden wurde, hat mit der uns heute vor Augen stehenden einvernehmlichen homosexuellen Liebe zweier freier und gleichberechtigter Partner nichts zu tun“, fügte er hinzu. Die Orientierungshilfe habe aber den Umgang mit der Schrift nicht ausreichend reflektiert. Hier seien, so Schneider, „weitere Klärungen nötig“.

(kna 10.11.2013 mc)








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