Vatikan: Konferenz gegen Menschenhandel geht zu Ende
„Die Europäische Union
hat die weltweit fortgeschrittenste Gesetzgebung gegen Menschenhandel.“ Das sagte
die EU-Verantwortliche für den Kampf gegen Menschenhandel, Myria Vassiliadou, im Gespräch
mit Radio Vatikan am Rand einer Konferenz in den Vatikanischen Gärten.
„Wir
haben in der EU auch die fortschrittlichste politische Infrastruktur. Darum heißt
unsere Herausforderung jetzt, dieses EU-Recht in nationales Recht aller Mitgliedsstaaten
umzumünzen. Wenn das erreicht wird, dann werden wir riesige Fortschritte gegen Menschenhandel
machen. Nicht dass wir ihn völlig ausrotten könnten – aber im Moment ist die Lage
doch so, dass wir zwar ein gutes Gesetz haben, dieses aber nicht angewandt wird.“
Sie
sei sehr zufrieden damit, dass Papst Franziskus selbst den Anstoß zu einer Konferenz
über das Thema Menschenhandel gegeben habe, so Frau Vasiliadou aus Brüssel. Die internationale
Tagung wurde von der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften durchgeführt, sie
ging am Sonntag zu Ende. In den nächsten Tagen will der Vatikan Schlußfolgerungen
aus den Debatten ziehen. „Das wird dem Leiden der Opfer von Menschenhandel in aller
Welt eine neue Sichtbarkeit geben. Die religiösen, namentlich die christlichen Verbände
leisten schon jetzt in vielen Teilen der Welt Großes bei der Opferhilfe.“
Mitorganisiert
wurde die Konferenz im Vatikan vom Weltverband katholischer Ärzte. Sein Generalsekretär
Ermanno Pavesi urteilt: „Es ist ausgesprochen wichtig, das Problem Menschenhandel
von allen Seiten zu untersuchen, weil man es meistens nur aus dem legalen und dem
statistischen Blickwinkel sieht. Unserer Meinung nach sollte man stärker auf Prävention
setzen und Kunden den Zugang zum Sex-Markt erschweren, weil dieser sonst einfach
immer weiter wächst.“
Pavesi ist sich klar darüber, dass oft auch Ärzte
in Menschenhandel und vor allem in den Handel mit menschlichen Organen verwickelt
sind. „Das ist ein sehr schwieriger Punkt. Da geht es auch um eine ethische Ausbildung
für Ärzte, so etwas hat es in den letzten Jahrzehnten vielerorts nicht gegeben – und
zwar, weil man glaubte, die Probleme seien im wesentlichen technischer Art. Der Arzt
hatte darum als Techniker völlige Handlungsfreiheit, ohne sich auf irgendwelche moralischen
Prinzipien beziehen zu müssen.“
Ehrenpräsident des Kongresses im Vatikan
war der französische Kardinal Roger Etchegaray, Vizedekan des Kardinalskollegiums
und langjähriger Vatikanzuständiger für Gerechtigkeit und Frieden. „Wenn wir hier
von moderner Sklaverei sprechen, dann heißt das zunächst einmal, dass es Sklaverei
leider von Anbeginn der Menschheit gegeben hat. Menschenhandel ist die moderne Sklaverei,
und den meisten Menschen ist die Tragweite dieses Phänomens nicht klar. Darum hat
sich der Papst für eine solche Konferenz der größten Experten eingesetzt: Er will
die Gewissen von uns allen aufrütteln. Es geht doch nicht, dass auf allen Kontinenten
der Handel mit Menschen, ich denke vor allem an Frauen und Kinder, immer stärker wächst!“