Papstmesse am Grab von Johannes Paul II.: „Wie ist meine Antwort auf die Liebe Gottes?“
Entweder man setzt
sein Leben ganz auf die Liebe Gottes, oder man richtet sich in der Welt ein und akzeptiert
Gott mal ja, mal nein, wie es besser passt. Diese beiden Grundhaltungen setzte Papst
Franziskus an diesem Donnerstagmorgen in seiner Predigt in Gegensatz.
Abweichend
vom normalen Tagesablauf feierte der Papst die Messe nicht in der Kapelle des Gästehauses
Santa Marta, sondern gemeinsam mit der polnischen Gemeinde in der Sebastianskapelle
des Petersdomes, wo Papst Johannes Paul II. beerdigt ist. Nach dem Tod des Papstes
2005 hat sich die Tradition herausgebildet, jeden Donnerstag an dessen Grab eine Messe
zu feiern, erst in der Krypta des Domes, nach der Seligsprechung in der Basilika selbst.
Die
beiden Haltungen, von denen der Papst sprach, seien in den beiden biblischen Texten
ausgedrückt: Da sei zunächst die Haltung des Apostels Paulus, der sagt, dass ihn nichts
von der Liebe Gottes trennen könne [Röm 8: 31b-39]. So sehr habe diese Liebe Gottes
ihn verwandelt, dass er sich ganz sicher sei.
„Diese Liebe Gottes war das
Zentrum, wirklich die Mitte des Lebens Paulus’. In den Verfolgungen, in den Krankheiten,
in der Treulosigkeit, in allem, was er erlebt hat, in allem, was ihm im Lauf seines
Lebens geschehen ist, konnte nichts ihn von dieser Liebe Christi trennen. Und ohne
diese Liebe, ohne dass wir aus dieser Liebe leben, kann man auch überhaupt nicht Christ
sein.“
Ganz anders sei die Haltung der Stadt Jerusalem, über die Jesus
trauere. Jerusalem habe die Liebe nicht begriffen [Lk 13, 31-35].
„Jerusalem
hat die Zärtlichkeit Gottes nicht verstanden, das ist das ganze Gegenteil dessen,
was Paulus erfahren hatte. Ja, Gott liebt mich, Gott liebt uns, aber dann bleibt diese
Liebe eine abstrakte Sache, eine Sache, die mein Herz nicht berührt und dann arrangiere
ich mich halt in dem Leben so gut ich kann. Da ist keine Treue. Und das sind die Tränen
Jesu über Jerusalem: ‚Jerusalem, du bist nicht treu, du lässt dich nicht lieben, und
du setzt auf Götzen die dir alles versprechen, dich dann aber im Stich gelassen haben.’“
Die
Liebe Jesu würde geschenkt, nicht aber angenommen, so der Papst. Da sei der bis in
den Tod treu bleibende Paulus und die Stadt der untreuen, ungläubigen Menschen, die
die Liebe nicht annehmen könnten.
„Paulus fühlt sich schwach, er weiß, dass
er ein Sünder ist, aber seine Kraft liegt in der Liebe Gottes, in der Begegnung mit
Jesus Christus. Jerusalem dagegen lebt die Liebe nur halb, ein wenig ja, ein wenig
nein, wie es im Augenblick besser scheint. In der Mitte sehen wir Jesus, sein Herz,
das uns so sehr liebt. Was können wir tun? Die Frage an uns: Gleichen wir mehr Paulus
oder Jerusalem? Ist meine Liebe für Gott so stark wie die des Paulus oder ist mein
Herz lauwarm wie das Jerusalems? Auf die Fürsprache des seligen Johannes Paul II.
helfe uns der Herr, diese Frage zu beantworten.“