Schwester Lea Ackermann
hat eine Petition zur Regelung der Prostitution in Deutschland lanciert. Mit dem „Sklavenhandel
mit Frauen mitten in Deutschland“ müsse Schluss sein, sagte die Ordensfrau dem Kölner
Domradio. Ackermann leitet den Hilfsverein Solwodi. Sie tritt für eine Überarbeitung
des Prostitutionsgesetzes von 2002 ein.
„Wer profitiert hat von diesem Gesetz,
das ich als unglückliches Gesetz in Deutschland sehe, 2002, das sind vor allem die
Bordellbesitzer, die Zuhälter und die Schleuser und Schlepper, weil sie in den Wellness-Bereich
ausweichen konnten und dann noch neue Gruppen von Kunden angezogen haben. Gucken Sie
mal: Nicht umsonst konnte der Besitzer des Bordells, des größten Bordells in Stuttgart,
wie er sagt, sich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen präsentieren, zeigt auf so ein
Wellness-Paradies und sagt, das verdanken wir dem Gesetz von 2002. Wenn dann mal eine
Frau für einen Euro versteigert wird, das mag die nicht so gern, aber Geschäft ist
Geschäft. Das ist doch unglaublich! Eine Abwertung der Frauen, die es besser gar nicht
gibt.“
Die Frauenunion will bei den Koalitionsverhandlungen ein Gesetz
zur Regelung der Prostitution verankern. Schwester Lea Ackermann schwebt eine Lösung
wie in Schweden vor: Dort wurde 2000 der Kauf sexueller Dienstleistungen unter Strafe
gestellt.
„Damals hat man gesagt, das bringt überhaupt nichts; doch, das
hat sehr viel gebracht. In der Bevölkerung hat ein Umdenken eingesetzt. Man hat gesagt,
in der Gesellschaft, wo Männer und Frauen gleich wert, gleichberechtigt sind, kann
es nicht sein, dass die eine Hälfte die andere aufkauft. Die sagen, nur Looser zahlen
für Sex. Und in Deutschland ist es eine Auswirkung des Gesetzes, dass Deutschland
zum Bordell Europas geworden ist.“
Prostitution sei „nie verboten“ gewesen
in Deutschland, so Lea Ackermann:
„Das war reguliert. Wir haben ein regulierendes
System, während die Franzosen schon immer sagen, Prostitution gehört abgeschafft,
abolitionistisch, niederschlagend, die wie der Sklavenhandel abgeschafft werden sollte.
Da sind uns die Franzosen voraus. Und die Franzosen machen im Moment sehr große Aktionen
und sehr große Anstrengungen, um zu sagen, wir setzen uns ein für Europa ohne Prostitution.
Und das finde ich auch eine ganz wichtige Zielsetzung!“
„Handeln Sie! Stimmen
Sie für ein Europa ohne Prostitution!“ So textet die Petition, die Solwodi auf den
Weg gebracht hat und die schon von einigen tausend Menschen unterschrieben wurde.
Auch die Frauenzeitschrift „Emma“ hat eine ähnliche Initiative gestartet; der „Emma“-Text
wurde auch von der früheren EKD-Ratsvorsitzenden, der evangelischen Bischöfin Margot
Käßmann, und der Leiterin des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Maria Flachsbarth,
unterzeichnet.