Vor dem Hintergrund der Debatte um das millionenschwere Bauprojekt auf dem Limburger
Domberg hat der Mainzer Kardinal Karl Lehmann vor Pauschalurteilen hinsichtlich der
Finanzierung der Kirchen gewarnt. Die oft unterschwellige Ausweitung eines Urteils
über Limburg hinaus „war ungerechtfertigt und bleibt es auch, wenn nicht klare Beweise
vorliegen“, schreibt Lehmann in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Beitrag für
die Mainzer Bistumszeitung „Glaube und Leben“. Es sei kein Zweifel, dass es in Limburg
selbst reale Gründe für das entstandene Unbehagen gebe, betont Lehmann. Vieles, so
der Kardinal, beschäme ihn schon jetzt. Er ärgere sich aber auch über falsche Angaben
und vor allem über diskriminierende Untertöne in der Berichterstattung über die Finanzen
der Kirche. Er habe viel über die Einnahmen der Kirche gelesen, aber so gut wie keine
Hinweise darauf gefunden, was die Kirche mit diesen Einnahmen leiste. Das sei ungerecht
und ärgerlich. Lehmann räumte weiter ein, die Kirche sei in der Vergangenheit zu wenig
bemüht gewesen, die recht differenzierte Situation der Kirchenfinanzierung insgesamt
und im Detail verständlich aufzubereiten. Dies müsse bald, sehr gründlich, lückenlos
und auch unter Aufwendung aller erreichbaren wissenschaftlichen Hilfen geleistet werden.