Ghadi Darwiche ist das erste Neugeborene im Libanon, das auch offiziell „keine Religionszugehörigkeit“
hat. Der am 30. September geborene Ghadi ist der Sohn des ersten libanesischen Paars,
das eine Zivilehe im Libanon eingegangen ist. Vom Gesetz her fallen Ehen, aber auch
Scheidungen und Erbangelegenheiten in die Zuständigkeit von 18 staatlich anerkannten
religiösen beziehungsweise konfessionellen Gruppen. Wer eine Zivilehe eingehen wollte,
musste dies also bislang außerhalb des Libanon tun. Solche im Ausland – etwa auf Zypern
– geschlossene Ehen werden vom libanesischen Recht anerkannt. Nidal Darwiche und Khouloud
Sukkarieh, Muslime unterschiedlicher „Konfession“, hatten 2012 erfolgreich ihr Recht
auf zivile Heirat im Land selbst eingeklagt. Staatspräsident Michel Sleiman, ein maronitischer
Christ, spricht sich für die allgemeine Einführung der Zivilehe im Libanon aus. Damit
stößt er allerdings beim sunnitischen Scheich Mohammad Rachid Kabbani, dem Mufti der
Republik, auf Widerstand.