Als Flüchtling in Kairo... ein Comboni-Missionar erzählt
Nicht erst vor Lampedusa
geraten Flüchtlinge, die von Afrika nach Europa wollen, in Gefahr: Da haben sie schon
eine dramatische Reise durch nordafrikanische Länder hinter sich, wo sie alles andere
als willkommen sind. Ägypten, zum Beispiel. Seit zweieinhalb Jahren sind die Verhältnisse
am Nil instabil, und das bekommen die Flüchtlinge aus dem subsaharischen Afrika zu
spüren, wenn sie hier durchziehen, in Richtung Europa oder auch Israel. Der Comboni-Missionar
Jemir Araya arbeitet als Migrantenseelsorger in Kairo.
„Unsere Flüchtlinge
kommen aus Eritrea, Äthiopien, Somalia oder dem Sudan. Wenn sie Ägypten erreichen,
hoffen sie zunächst auf Hilfe und Schutz, werden in der Regel aber schnell enttäuscht.
Sie versuchen so schnell wie möglich weiterzukommen, weil sie merken, dass ihnen die
derzeitige Lage keinerlei Zukunftsperspektiven hier in Ägypten bietet.“
Bei
der Unterkunft, genauer: bei der fehlenden Unterkunft geht`s los:
„In Ägypten
gibt es keine Flüchtlingslager, weder von irgendwelchen Hilfsorganisationen noch von
der Regierung, und darum schaffen es die Migranten noch nicht einmal, ein Dach über
dem Kopf zu bekommen. Dafür müssten sie erst eine Arbeit finden, damit sie dann die
Miete zahlen können; und Mieten sind sehr hoch, vor allem für Flüchtlinge, das können
die gar nicht aufbringen. Außerdem stehen die Schulen auch nicht allen Kindern von
Migranten offen: Für die syrischen Kinder hat man jetzt zwar, nach einem Jahr Hin
und Her, eine Regelung gefunden, dass sie in ägyptische staatliche Schulen gehen dürfen
und dass sie auch Krankenversorgung bekommen. Anderen Flüchtlingen wird das alles
verweigert. Stattdessen laufen sie viele Gefahren, darunter Menschenhandel oder die
Verhaftung im Moment, wo sie eine Grenze überschreiten. Darum sind die Flüchtlinge
ständig in Angst.“
Der Sturz zweier Präsidenten und die immer wieder aufbrechenden
Unruhen in Ägypten haben die Lage für durchziehende Flüchtlinge natürlich nicht leichter
gemacht. Der neugeborene Jesus wurde einst von seiner Familie vor dem Zorn des Herodes
in Ägypten in Sicherheit gebracht; heutige Flüchtlingsströme ziehen genau in die entgegen
gesetzte Richtung.
„Die Lage hat sich ja auch für die Ägypter selbst verschlimmert,
und noch mehr für die Flüchtlinge. Wer es sich leisten konnte, hat das Land verlassen,
viele Menschen, vor allem Frauen, sind ohne Arbeit; viele arbeiten als Haushälterinnen,
und da geraten sie oft in eine hässliche Situation.“
Pater Araya bietet
in seinem Zentrum für Flüchtlinge ein paar einfache Dienste an.
„Bei uns
gibt es ein bisschen Schulbildung, und in Notlagen liefern wir auch Nahrung und Gesundheitsleistungen.
In pastoraler Hinsicht tun wir, was die Lage gebietet: Die Kirche war immer eine Mutter
für alle, und unser Zentrum nimmt jeden auf, der sich an uns wendet. In unseren Schulen
haben wir auch Muslime. Wir sorgen also nicht nur für unsere eigenen Leute, sondern
für jeden, der profitieren will.“