EU: Entscheidungen zu Flüchtlingspolitik erst nach den Wahlen
EU-Staats- und Regierungschefs
wollen sich im Umgang mit sogenannten „illegalen“ Einwanderern solidarischer zeigen.
Das beschlossen sie am Freitag Abend auf einem Gipfel in Brüssel. Konkrete Entscheidungen
verschoben sie allerdings auf Juni 2014 – nach den Europawahlen. Anlass der Debatte
war das Drama von Lampedusa, wo mehrere hundert afrikanische Bootsflüchtlinge vor
drei Wochen sozusagen vor der Haustür Europas ertranken. Die SPD-Politikerin Evelyne
Gebhardt, eine Deutschfranzösin mit Doppelpass, sitzt seit 1995 im EU-Parlament, derzeit
gehört sie dem Ausschuss für den Binnenmarkt an. Wir fragten sie, was sie sich von
den EU-Mitgliedsländern erwartet.
„Ich würde mir wünschen, dass das Thema
endlich wirklich ernst genommen wird von unseren Regierungsschefs. Wir können das,
was in Lampedusa und an anderen Bereichen der Grenzen der EU passiert nicht einfach
ignorieren. Wir müssen unbedingt Lösungen finden, die für die Menschen, die in Not
sind auch etwas bringen, ihnen Hilfen geben, dass solche schlimmen Dinge nicht mehr
passieren können.“
Wie könnte konkrete und vor allem auch schnelle Hilfe
aussehen?
„Zeitnah müssen wir dafür sorgen, dass ein Korridor geschaffen
wird. Damit diese Menschen, die in Not sind, die ihr Land – aus welchen Gründen auch
immer verlassen müssen – eine Chance bekommen, zu uns zu kommen und auch vernünftig
zu uns zu kommen. Das Zweite, was auch sofort verbessert werden muss, ist eine verbesserte
Zusammenarbeit der Verwaltung zwischen den Staaten, damit die Asylanträge sehr viel
schneller bearbeitet werden können als heute und die Leute nicht drei, vier, fünf
Jahre warten müssen, um zu wissen, wie es mit ihnen weiter geht. Als drittes müssen
wir dafür sorgen, dass die Flüchtlinge besser verteilt werden in der EU. Wir können
Lampedusa und Italien nicht mit den Flüchtlingen alleine lassen.“
Die Bürger
und Abgeordente im EU- wie in nationalen Parlamenten sollten „sehr am Ball bleiben,
damit dieses Thema nicht vergessen wird“, rät die Politikerin.
„Noch immer
sterben Leute vor Lampedusa, noch immer nehmen Schlepperbanden Flüchtlinge aus und
schicken sie in dieses unsichere Leben hineinführen und da muss endlich etwas gemacht
werden.“
Mit Frau Gebhardt MdEP sprach unsere Redakteurin Stefanie Stahlhofen.
Der Brüsseler Gipfel beschloss am Freitag, stärker mit den Herkunfts- und
den Transitländern der Migranten zusammenzuarbeiten. Außerdem sollen die Agentur Frontex,
die sich um die EU-Außengrenzen kümmert, und eine europäische Behörde für Asylbewerber
mehr Mittel erhalten. Von einer Vereinheitlichung des Asylrechts in der Europäischen
Union war in Brüssel allerdings nicht die Rede. Dieses Thema ist heikel, weil in vielen
Mitgliedsstaaten, etwa Frankreich, Großbritannien oder Ungarn, starke populistische
Parteien gegen Einwanderer mobil machen.