In der Ortschaft Sadad sind etwa 15.000 Christen von Islamisten und der Armee eingeschlossen.
Darauf macht die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) aus Göttingen aufmerksam.
Es müsse dringend eine Feuerpause mit beiden Kriegsparteien ausgehandelt werden, damit
die 15.000 Christen den Ort verlassen können. „In Sadad gibt es keinen Strom mehr,
Brot, Milch und andere Lebensmittel sowie Trinkwasser werden knapp“, so der Verband.
Nach Berichten arabischsprachiger Medien wurde Sadad am 21. Oktober von Kämpfern der
al-Nusra-Front und des „Islamischen Staats in Irak und Syrien“ (ISIS) überfallen.
Die beiden Rebellengruppen werden zum internationalen Terrornetzwerk El Kaida gerechnet.
Sie konnten Teile der Ortschaft unter ihre Kontrolle bringen. Truppen des Regimes
in Damaskus versuchen, die Islamisten mit Waffengewalt zu vertreiben. Die heftigen
Kämpfe toben seit Montag. Mindestens neun Zivilisten sind inzwischen getötet und Dutzende
verletzt worden. Die Islamisten forderten die verängstigten Bewohner mit Lautsprecheransagen
dazu auf, in den Häusern zu bleiben.
Sadad liegt 60 Kilometer südlich von
der zentralsyrischen Metropole Homs und rund 100 Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt
Damaskus. Isoliert am Rande der syrischen Wüste, ist die Bevölkerung von Sadad auch
nach der islamischen Eroberung Syriens im 7. Jahrhundert überwiegend syrisch-orthodox
geblieben. Die Christen in Sadad sprechen noch Aramäisch, die Sprache Jesu. Verschiedenen
Schätzungen zufolge sollen bereits 450.000 der rund 1,5 Millionen Christen Syriens
das Land verlassen haben. Die meisten sind in den benachbarten arabischen Libanon
geflohen.
Genau ein halbes Jahr ist es her, dass zwei Bischöfe von Aleppo
entführt wurden. Daran erinnert ein in Beirut veröffentlichtes Kommuniqué von Freunden
der beiden Metropoliten. Mar Gregorios Youhanna Ibrahim, syrisch-orthodox, und Boulos
Yazigi, griechisch-orthodox, waren am 22. April auf dem Weg von der türkisch-syrischen
Grenze nach Aleppo, als sie von Bewaffneten verschleppt wurden. Die Entführer ermordeten
den Fahrer der beiden Metropoliten an Ort und Stelle, während eine vierte Person unverletzt
entkommen konnte. Bis heute gibt es keine nachprüfbaren Lebenszeichen der beiden Metropoliten.
Der Emir von Katar, Scheich Tamim ben Hamad al-Thani, hat versprochen, sein Land werde
alles tun, um eine Freilassung der Bischöfe zu erreichen. Er empfing am Mittwoch den
maronitischen Patriarchen und Kardinal Béchara Raï, der im Libanon residiert. Katar
werde sein ganzes Gewicht in die Waagschale werfen, versprach der Emir.