Modell Maria: Kirche ist „weder Geschäft noch Hilfsorganisation“
Maria als Modell der
Kirche – darüber hat Franziskus an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem
Petersplatz meditiert. In einem weiteren Teil seiner Katechesenreihe über das Wesen
der Kirche ging der Papst von einer Passage der Konzilskonstitution „Lumen gentium“
aus: „Die Gottesmutter ist, wie schon der heilige Ambrosius lehrte, der Typus der
Kirche unter der Rücksicht des Glaubens, der Liebe und der vollkommenen Einheit mit
Christus“ (vgl. Lumen Gentium, Nr. 63). Maria habe als jüdische Frau ganz den Glauben
an die Erlösung gelebt, so der Papst. Doch dieser Glaube habe mit dem „Ja“ auf die
Botschaft des Engels ein ganz neues Licht erhalten – nicht mehr die Verheißung, sondern
die Gegenwart des Sohnes Gottes habe sie von da an erfüllt, so Franziskus.
„Wie hat sie diesen Glauben gelebt? Sie hat ihn in Einfachheit gelebt,
inmitten tausender Aufgaben und Sorgen einer Mutter, die für Essen, Kleidung und das
Haus sorgen muss. Gerade diese ganz normale Lebensweise der Gottesmutter war der Ort,
an dem ein einmaliger und tiefer Dialog zwischen ihr und Gott, zwischen ihr und ihrem
Sohn, stattfinden konnte. Dieses ,Ja‘ Mariens war schon von Anfang an perfekt, aber
ist dann noch gewachsen bis zur Stunde des Kreuzes.“
Maria sei Modell des
Glaubens, Modell auch für unseren Glauben heute, fuhr der Papst fort. Wir könnten
uns fragen, ob ihr Glaube den unseren erleuchte. Es sei aber nicht allein ihr Glaube,
der uns Beispiel sei, auch in der Nächstenliebe könne Maria uns Vorbild sein. Ihrer
Cousine Elisabeth habe sie nicht einfach nur materielle Hilfe gebracht, sondern die
„volle Freude“, indem sie Jesus gebracht habe.
„Die Muttergottes will auch
uns, uns allen, das große Geschenk bringen, das Jesus ist. Mit ihm bringt sie seine
Liebe, seinen Frieden, seine Freude. So ist die Kirche wie Maria: die Kirche ist kein
Geschäft, keine Hilfsorganisation, keine Nichtregierungsorganisation. Die Kirche ist
gesandt, allen Menschen Christus und das Evangelium zu bringen. Sie bringt nicht sich
selbst - ob sie nun klein, groß, stark, schwach ist – die Kirche bringt Jesus und
muss wie Maria sein, als diese Elisabeth besuchte. (…) Das ist Zentrum der Kirche:
Jesus bringen! Nehmen wir einmal an, die Kirche bringt nicht Jesus – das wäre eine
tote Kirche!“
Eine lebendige Kirche müsse Barmherzigkeit und Liebe bringen,
unterstrich hier der Papst. Und diese Liebe müsse absichtslos sein, ohne Eigeninteresse
und Erwartungen. Franziskus ging hier auch konkret auf das Gemeindeleben ein. Alle
Mitglieder der Glaubensgemeinschaft sollten sich fragen:
„Wie sind die Beziehungen
in unseren Pfarreien, in unseren Gemeinschaften? Behandeln wir uns wie Brüder und
Schwestern? Oder richten wir uns, reden wir schlecht übereinander? Kümmern wir uns
nur um unser eigenes Gärtchen oder kümmern wir uns umeinander? Das sind die Fragen
der Liebe.“
Ein dritter Punkt, bei dem wir auf Maria schauen könnten, sei
die Gemeinschaft mit Christus, die Einheit mit ihm, so der Papst. Maria betete, arbeitete,
ging in die Synagoge, aber alles sei in völliger Einheit mit Jesus geschehen. Diese
Einheit habe ihre Vollendung auf dem Kalvarienberg bei der Kreuzigung gefunden.
„Die
Gottesmutter hat den Schmerz ihres Sohnes zu ihrem eigenen gemacht und hat mit ihm
den Willen des Vaters akzeptiert, im Gehorsam, der Früchte trägt, der den wahren Sieg
über das Böse und den Tod schenkt. Diese Wirklichkeit, die uns Maria hier lehrt, ist
sehr schön: immer mit Jesus vereint sein. (…) Bitten wir den Herrn, dass er uns seine
Gnade und Kraft schenkt, damit sich in unserem Leben und in dem Leben einer jeden
kirchlichen Gemeinschaft das Modell der Maria wiederspiegelt, der Mutter der Kirche.“