Zehntausende Gläubige
haben am Samstagabend auf dem Petersplatz gemeinsam mit Papst Franziskus eine Marienandacht
vor der Statue der Madonna von Fatima gefeiert. Der uneingeschränkte Glaube an ihren
Sohn Jesus auch in der Stunde seines Todes zeige den Weg, auf dem die Menschen ihm
nachfolgen sollten, sagte der Papst in seiner Katechese. Dieser Weg bedeute, „Demut,
Barmherzigkeit, Nähe zu zeigen, aber auch Heuchelei, Falschheit, Götzendienst entschieden
abzulehnen“, so Franziskus.
Mit ihrer Bereitschaft, Gottes Willen zu erfüllen
und seinen Sohn zu gebären, habe Maria den Knoten zwischen Gott und den Menschen gelöst.
Die Hinwendung zu ihr könne auch helfen, die „inneren Knoten“ zu entknüpfen, die durch
die Sünde in den Menschen entstünden, führte der Papst aus. „Sie sind gefährlich,
denn mehrere Knoten können zu einem Knäuel werden, das immer schmerzhafter wird und
immer schwieriger zu lösen ist.“
„Aber für Gottes Barmherzigkeit – das wissen
wir – ist nichts unmöglich! Auch die verworrensten Knoten lösen sich mit seiner Gnade.
Und Maria hat mit ihrem „Ja“ Gott die Tür geöffnet, damit er die Knoten des im Alten
Bund begangenen Ungehorsams löse. Sie ist die Mutter, die uns mit Geduld und Zärtlichkeit
zu Gott führt, damit er die Knoten unserer Seele mit seiner väterlichen Barmherzigkeit
löse.“
Am Nachmittag war die Figur aus dem portugiesischen Wallfahrtsort
Fatima, wo nach katholischer Überzeugung die Gottesmutter im Jahr 1917 drei Hirtenkindern
erschienen ist, in einer Militärmaschine auf dem römischen Flughafen in Rom angekommen.
Nach dem Transport mit dem Helikopter in den Vatikan wurde sie zunächst zur Unterkunft
des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gebracht, der im Gebet davor verweilte.
Anschließend
nahm Papst Franziskus die Statue vor dem Gästehaus Santa Marta in Empfang. Vor der
Andacht wurde sie in einer Prozession über den Petersplatz getragen. Zehntausende
Pilger winkten ihr dabei der Tradition entsprechend mit weißen Taschentüchern zu.
Die von Schweizergardisten und vatikanischen Gendarmen eskortierte Prozession hielt
an der Stelle des Attentats auf Papst Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 1981 an.
In der Krone der Figur befindet sich das Projektil, das den Papst damals beinahe getötet
hätte.
So wie Maria das Wort Gottes befolgt habe, das in ihr Fleisch geworden
sei, sollten die Christen dieses Wort „mit bereitem und aufrichtigem Herzen aufnehmen
und es in die Tat umsetzen“, forderte Franziskus weiter in seiner Katechese. Der Mensch
müsse Jesus seine Hände anbieten, „um die Kleinen und die Armen zu liebkosen; unsere
Füße, um den Brüdern entgegenzugehen; unsere Arme, um den, der schwach ist zu stützen“.
Die Menschwerdung Christi sei kein Geschehen der Vergangenheit, betonte der Papst,
sondern Gott wolle weiter unter den Menschen wohnen.
Die „Marianischen Tage“
im Vatikan an diesem Wochenende sind Teil des Programms zum „Jahr des Glaubens“. Die
Nacht über wird die 1920 zum Gedenken an die Marienerscheinungen geschaffene Statue
im römischen Heiligtum der Göttlichen Liebe ausgestellt, wo eine Gebetswache bis zum
Morgen stattfand.