Kardinal Christoph Schönborn hat im Wiener Stephansdom an das Rosenkranzfest und die
Erstürmung des Erzbischöflichen Palais vor 75 Jahren erinnert. Die Bewunderung für
den Mut der damals 7.000 Jugendlichen, die zum Fest mit Kardinal Theodor Innitzer
in den Dom gekommen waren, bedeute für heute, ebenfalls Mut zu einem dreifachen Bekenntnis
zu haben: „Zu Christus, zur Kirche und zu Österreich“, so der Wiener Erzbischof bei
einer Gedenkmesse. Mut zum Christusbekenntnis sei wichtig, weil „der bloße Glaube
an Gott, an irgendein höheres Wesen, zu allgemein ist und auch mit nationalsozialistischem
Gedankengut vereinbar war“. Mut zum Bekenntnis zur Kirche sei wichtig, weil es Mode
sei, „kritische Loyalität“ zu betonen. Mut zum Bekenntnis zu Österreich bedeute schließlich,
„dankbar zu sein, in diesem Land zu leben“. Schönborn erinnerte an die Fortsetzung
der in Hass wurzelnden Taten des Regimes nach dem 8. Oktober 1938. Nur einen Monat
später hätten im gesamten Großdeutschen Reich die Synagogen gebrannt.
Hintergrund Das
Rosenkranzfest am 7. Oktober 1938 war mit mehr als 7.000 Teilnehmern die größte Widerstandsmanifestation
der gesamten Nazizeit in Deutschland und Österreich. Es ging um geistigen Widerstand
gegen die Nazi-Ideologie. Das damals von Innitzer von der Kanzel im Dom aus ausgesprochene
Bekenntnis „Einer ist euer Führer; euer Führer ist Christus“ gab Tausenden Jugendlichen
Mut. Die Jugendlichen versammelten sich nach der Andacht im Dom spontan vor dem Erzbischöflichen
Palais. Sprechchöre mit dem Ruf „Wir wollen unseren Bischof sehen!“ wurden angestimmt
- eine glatte Provokation in den Augen der NSDAP-Funktionäre, die natürlich die Anspielung
auf die Hitler-Parolen merkte.