Treffen mit armen Menschen: Die Weltlichkeit ausziehen
Im „Saal der Entkleidung“
in Assisi traf Papst Franziskus während seines Pastoralbesuches mit armen Menschen
zusammen. Der Überlieferung nach handelt es sich bei dem Saal um jenen Ort, an dem
der junge Francesco von Assisi seine Kleidung als reicher Patrizier ablegte und stattdessen
die Kutte eines Bettlers anzog. In seiner Ansprache ging der Papst auf die Spekulationen
der vergangenen Tage ein, er würde dort einen besonderen und symbolischen Akt der
Armut vollziehen. Stattdessen legte er einen Begriff aus, den der Bischof der Stadt,
Domenico Sorrentino, in seiner Begrüßung genannt hatte: Sich von sich selbst befreien,
sich selbst ablegen. Das Ablegen verweise auf Kreuz und Leid Jesu, ohne die das Christentum
nicht zu haben sei. Eine humane Kirche ohne Kreuz sei keine Kirche. Alle hier versammelten
seien Kirche, alle müssten sich selbst und den Geist der Weltlichkeit ablegen und
stattdessen den Geist der Seligpreisungen „anziehen“, so der Papst in seiner Ansprache:
„Die Kirche, wir alle, müssen die Weltlichkeit ausziehen.“ Der Heilige Geist schenke
dazu den Mut.
Papst Franziskus sprach über das Leiden und die Armut und ging
abermals auf die Opfer vor der Mittelmeerinsel Lampedusa ein. Neid, Ausbeutung und
Armut würden durch diesen Geist der Weltlichkeit geschaffen. Dieser Weg der Weltlichkeit
töte, so der Papst, er töte die Seele, die Menschlichkeit und die Kirche. Er sei der
Feind Jesu, er wirke zersetzend und zerstörend, er sei „die Lepra, der Krebs“ der
Welt.
Auch bei diesem Treffen ließ der Papst seine Ansprache beiseite und sprach
frei. Es war das erste Mal überhaupt in der Geschichte Assisis, dass ein Papst den
„Saal der Entkleidung" besuchte. Der Geist des Pfingstfestes habe hier vor achthundert
Jahren geweht, hatte Bischof Domenico Sorrentino Franziskus begrüßt. Hier sei ein
Ort der Annahme von Armen durch die Kirche, nicht nur des Heiligen im 13. Jh durch
Bischof Guido. Auch viele Juden seien während der Nazizeit in Assisi versteckt und
so gerettet worden.